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Nach Engagement von BürgerrechtlernPolizist wegen Entlassung entschädigt

Er weigerte sich, auf einen Schwarzen zu schießen und wurde deshalb entlassen. Nun bekommt der Polizist 175.000 Dollar Entschädigung.

Ein Demonstrant in St. Louis protestiert gegen Polizeigewalt gegen Schwarze (Archivbild 2017) Foto: reuters

Washington afp | Weil er nicht auf einen bewaffneten schwarzen Verdächtigen schießen wollte, wurde ein US-Polizist entlassen – jetzt bekommt er 175.000 Dollar Entschädigung. Die Stadt Weirton im US-Bundesstaat West Virginia stimmte einem entsprechenden Vergleich zu, wie die Bürgerrechtsorganisation ACLU am Montag mitteilte. Die Stadt vermeidet damit einen Prozess wegen unrechtmäßiger Entlassung.

Der weiße Polizist Stephen Mader war im Mai 2016 wegen eines Falles von häuslicher Gewalt gerufen worden. Vor Ort traf er auf einen „sichtlich verstörten“ Schwarzen, der die Hände hinter seinem Rücken hatte, wie die ACLU erklärte.

Der Polizist und Ex-Soldat forderte den 23-Jährigen auf, seine Hände zu zeigen – dabei kam eine Waffe zum Vorschein. Als der Polizist den Mann aufforderte, die Waffe fallenzulassen, weigerte dieser sich und forderte den Beamten auf, ihn zu erschießen.

„Anstelle zu schießen hat sich Mader seines militärischen Trainings besonnen und versucht, die Situation zu deeskalieren“, berichtete die ACLU. Er habe seine Stimme gesenkt, dem Mann in die Augen geschaut und ihm versichert, dass er nicht schießen werde.

Dann kamen aber zwei weitere Polizisten an. Als der Verdächtige die Waffe hob, erschoss einer der Polizisten den Schwarzen mit vier Schüssen. Dessen Waffe erwies sich als ungeladen. Mader wurde wegen Untätigkeit entlassen. Der Schütze der tödlichen Schüsse wurde nicht belangt.

In den USA haben immer wieder Fälle für Aufsehen gesorgt, in denen weiße Polizisten Schwarze erschossen. Das führte zu teils gewaltsamen Ausschreitungen und zu Debatten über Rassismus bei der Polizei.

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3 Kommentare

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  • Ich wäre dankbar, wenn ein Taz-Journalist mal die Rechtslage zum Schusswaffengebrauch von PolizistInnen in den USA eruieren würde.

     

    Der Polizist wurde mit Sicherheit nicht entlassen, weil er einen Schwarzen nicht erschießen wollte.

     

    Vielmehr dürfte es sich um ein Handeln entgegen der Dienstanweisung als Entlassungsgrund gehandelt haben. Und da wird kaum drinstehen "Erschieße alle Schwarzen, aber lass dieWeißen möglichst leben."

     

    Ich hätte gern gewusst, wie genau der Polizist aus Sicht der Polieibehörde hätte handeln müssen. Bedeutet der Vergleich, dass aus Sicht des Gerichts auch der entlassene Polizist nicht ganz recht hatte?

     

    Ich staune immer, dass sämtliche Black-Lives-Matters-Artikel so lieblos behandelt und nie ausrecherchiert sind.

    • @rero:

      Der Guardian hat mehr Details: https://www.theguardian.com/us-news/2018/feb/12/stephen-mader-west-virginia-police-officer-settles-lawsuit

       

      Anscheinend wurde er, wenn man das Kündigungsschreiben liest, tatsächlich genau deshalb gefeuert, weil er hätte schießen sollen, auch wenn die Stadt das im Nachhinein wohl doch nicht so konkret sagen wollte. Begründung war wohl "Besser irgendwas tun, als nichts tun".

       

      Die Stadt sieht es wohl auch nicht ein, dass sie Unrecht hat. Der Vergleich wurde auf Betreiben der Versicherung erwirkt.

      • @fabsch:

        Danke für den Link. Er beleuchtet den Sachverhalt mehr als der Artikel.

         

        Gleichzeitig wüde mich ein vernüftig recherchierter Artikel nun noch viel mehr interessieren.

         

        Das Kündigungsschreiben wirkt auf mich so, als gäbe es zumindest in diesem US-Staat gar eine konkrete Regelung für den Schusswaffengebrauch. Die Begründung ist ja nicht auf einen Regelverstoß aufgebaut, sonden bleibt völlig abstrakt.

         

        Gibt es wirklich keine konkreen Regelungn für PoizistInnen?