Nach Ausstieg aus Klimaabkommen: Die Sonne scheint kostenlos
Die Welt stellt längst auf erneuerbare Energien um. Daran wird auch der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nichts ändern.
Die Antwortet ist: Sie geht einfach weiter. Dafür lieferte Octopus zumindest ein starkes Indiz. Noch während Trump in Washington verkündete, Klimaschutz sei zu teuer und daher einzustellen, nahmen fünf Solarkraftwerke in Italien ihre Arbeit auf. Eigentlich nichts Besonderes, schließlich fließen weltweit rund 300 Milliarden Dollar jährlich in erneuerbare Energien, mehr als in den Öl-, Gas-, Kohle- und Atomsektor zusammen.
Das Besondere an den Anlagen von Octopus allerdings: Sie kommen ohne jeglichen staatlichen Zuschuss aus. Laut Bloomberg New Energy Finance gibt es mittlerweile eine Hand voll Solarprojekte in Spanien und Italien, die an ihrem jeweiligen Standort die günstigste Form der Stromerzeugung darstellen. Die von Octopus finanzierten Anlagen mit einer Leistung von 66 Megawatt sind – so sich das überblicken lässt – die größten ihrer Art bisher in Europa. Mit ihrer Leistung lässt sich eine Kleinstadt versorgen. Zeitgleich kündigt Octopus an, in rund zwei Jahren auch in Großbritannien Solarstrom ohne Zuschuss produzieren zu wollen.
Spätestens im Jahr 2025 ist laut Analysten von Bloomberg Solarstrom weltweit im Schnitt die billigste Form der Stromerzeugung. Neben China stampft deshalb auch Indien reihenweise Pläne für neue Kohlekraftwerke ein, aus Angst, sie könnten sich nicht mehr rechnen. Wie die New York Times berichtet, bewegten sich die Preise für Solarstrom in Indien im März dieses Jahres erstmals im Bereich der Kosten für Kohlestrom – mit dem Unterschied, dass Solarstrom weiterhin unaufhörlich günstiger wird, während die Kohle enorme Umweltschäden anrichtet.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz abschaffen?
Auch Südkoreas neue Regierung strebt offenbar in der Energiepolitik eine Abkehr von Kohle- und Atomstrom an. Der Umweltschutz werde künftig eine zentrale Rolle spielen, meldeten am Montag Agenturen. Die Regierung des liberalen Präsidenten Moon Jae In plant, den Anteil erneuerbarer Energien von rund 5 Prozent auf 20 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erhöhen. Asiens viertgrößte Volkswirtschaft gewinnt bislang rund 70 Prozent seiner Energie aus Kohle- und Atomkraft.
In Deutschland fühlen sich Energiewendegegner durch Trumps Rückzug dagegen bestärkt. Die Deutsche Energiewende sei international ein „abschreckendes Beispiel“, heißt es in einem Papier des „Berliner Kreises“, einem Zusammenschluss aus zehn PolitikerInnen der Union. Die Modelle und Simulationen zum Klimawandel seien nicht so eindeutig, wie oft postuliert werde. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz müsse abgeschafft werden. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellte klar, dass die Partei am Klimaschutz festhalten werde.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten