piwik no script img

Nach Anschlag auf TeslaProduktion könnte früher anlaufen

Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung des E-Autobauers bei Berlin könnte die Reparatur bald beendet sein. Die Polizei ermittelt nach einer Demo.

„Tesla Nein Danke!“: Demonstration gegen die Erweiterung der Giga-Factory Foto: dpa

Berlin dpa | Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung beim Autobauer Tesla in Grünheide bei Berlin könnten die Reparaturarbeiten deutlich früher beendet sein als bislang angenommen. „Aufgrund der außerordentlich zügigen Montagearbeiten sowie dem hervorragenden Zusammenspiel aller am Bau beteiligten Unternehmen besteht nunmehr die Chance auf eine vorzeitige Wiederversorgung der Giga-Factory sowie des Logistikzentrums in den Abendstunden des morgigen Montags“, teilte der zuständige Netzbetreiber Edis am Sonntagabend mit. Entscheidend für die Wiederversorgung sei das Ergebnis einer Hochspannungsmessung, die an diesem Montag durchgeführt werden soll.

Vor rund einer Woche hatten bisher unbekannte Täter auf einem Feld Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Die Produktion in dem Autowerk kam zum Erliegen. Die linksextreme „Vulkangruppe“ hatte erklärt, sie sei für den Anschlag verantwortlich.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) lobte am Montagmorgen im RBB-Inforadio die beteiligten Unternehmen, die „im Drei-Schicht-Betrieb geackert“ hätten, um die Versorgung wieder herzustellen. Zugleich kritisierte er Demonstrationen gegen eine geplante Erweiterung des E-Auto-Werks, die es auch am Wochenende gegeben hatte. „Mich besorgt das insofern, weil hier auch ganz klar zu beobachten war, dass es einen Demonstrationstourismus gegeben hat“, sagte der Minister.

„Das erleben wir auch bei dem Camp, wo Menschen aus Niedersachsen, aus Lützerath, aus Hambacher Forst an der Stelle da sind. Im Augenblick wird dieses Ganze von extern gekapert.“ Das sollte nicht im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner sein.

Polizei nimmt fünf Anzeigen auf

Es werde weiterhin mit falschen Argumenten gegen Tesla Stimmung gemacht, betonte der Minister. „Diejenigen, die dort im Augenblick dagegen protestieren, die sollen dann ihren Mitmenschen ganz deutlich sagen, dass sie einen erhöhten Lkw-Verkehr auch weiterhin haben wollen.“

Der E-Autobauer will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden.

Umweltaktivisten demonstrierten am Sonntag in Grünheide gegen die Erweiterungspläne, begleitet von Polizeikräften. Zudem hält die Besetzung eines Waldstücks seit mehr als zehn Tagen nicht weit entfernt von der Fabrik an. Steinbach sprach sich am Montag dafür aus, eine Duldung des Camps über die Mitte des Monats hinaus nicht zu verlängern.

Die Tesla-Ansiedlung erfuhr am Wochenende aber auch Unterstützung: Einige Anwohner, die sich an die Seite des Unternehmens stellen, gingen ebenfalls auf die Straße. Teils kam es zu verbalen Reibereien zwischen den beiden Demonstrationslagern.

Bei der Demonstration gegen Tesla nahm die Polizei fünf Strafanzeigen auf. Wegen Vermummung von Teilnehmern bei der Demonstration „Tesla Nein Danke“ ging die Sicherheitsbehörde gegen drei Personen vor, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Eine Person soll den verbotenen Hitlergruß gegenüber einer Gruppe von Protestierenden gezeigt haben. Außerdem ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Aus der Gruppe einer Umweltinitiative heraus soll nach ersten Erkenntnissen ein Mann und seine Partnerin mit einem Knüppel verletzt worden sein, wie der Sprecher sagte. Die Versammlungen in Grünheide seien insgesamt aber weitgehend friedlich geblieben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es hier um eine Werkserweiterung in einem Wasserschutzgebiet, das auch Teile von Berlin mit Trinkwasser versorgt. Ist es da nicht logisch, dass auch Menschen aus Berlin in Grünheide demonstrieren? Sie sind ja direkt betroffen.

  • Unerträgliche ̶a̶̶k̶̶t̶̶i̶̶v̶̶i̶̶s̶̶t̶̶e̶̶n̶ Kriminelle,



    Sie zünden Strommasten an, sie lassen bei SUVs die Luft raus (Schaden enorm, da Reifen defekt, weil Stahlmarkise beschädigt), sie beschädigen Fahrzeuge oder zünden sie heimlich an.



    Auch wenn man über den Sinn oder Unsinn von großen PKW oder E-Autos streiten kann, die aktuellen Gesetze lassen sie zu, und keiner hat das Recht seine eigene Rechtsempfindung kriminell durchzusetzen.



    Geht demonstrieren für eure Meinung, wählt Parteien die euch vertreten, aber nehmt das Recht nicht selbst in die Hand. Zeigt Firmen oder Personen an, die sich nicht an unser Recht halten, aber übt keine Gewalt aus - ihr dürft es nicht und das ist gut so.

  • Schade dass die TAZ gestern nicht vor Ort war. Statt einem Gespräch der TAZ mit den Protestierenden der örtlichen BI steht hier nur die dpa-Meldung mit leicht zu entlarfender Propaganda des SPD-Ministers, wie zB

    " die sollen dann ihren Mitmenschen ganz deutlich sagen, dass sie einen erhöhten Lkw-Verkehr auch weiterhin haben wollen.“

    Hallo? Der von Tesla beantragte Güterbahnhof ist seit Jahren genehmigt. Tesla hat ihn aber nicht gebaut. Stattdessen hat Tesla jetzt beschlossen, einen Güterbahnhof ganz woanders mitten im Wald im Wasserschutzgebiet haben zu wollen, wofür es aber keine Genehmigung gibt.

    Dass Tesla jetzt seine fertigen Autos - die derzeit keiner haben will - per LKW über Brandenburger Landstraßen über die Dörfer auf den Flugplatz nach Neuhardenberg bringt ist auch so ein merkwürdiges Tesla-Konzept. Dafür gäbe es auch per Autobahn erreichbare nähere Parkplätze.