Nach Anschlag auf Präsident Maduro: Sechs Festnahmen in Venezuela
Die Regierung spricht von einem Attentat mit Drohnen und bezichtigt einen Nachbarstaat und die USA der Tat. Die Opposition zweifelt an dieser Version.
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Nach Regierungsangaben war Maduro am Samstag Ziel eines Bombenanschlags gewesen, der mit Drohnen während einer Militärparade verübt wurde. Das Staatsfernsehen hatte den Moment übertragen, in dem eine Explosion zu hören war, während Maduro eine Rede vor Soldaten hielt. Der Staatschef blieb unverletzt.
Bei dem Attentat seien zwei Drohnen benutzt worden, die jeweils mit einem Kilogramm des Sprengstoffes C-4 beladen gewesen seien, sagte Reverol. „Die Ladung kann Schäden in einem Radius von 50 Metern verursachen“, führte er fort. Die Regierung wollte am Montag weitere Details präsentieren. Direkt nach dem Zwischenfall waren Zweifel an der offiziellen Attentatsversion aufgekommen.
Maduro beschuldigte den scheidenden kolumbianischen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, der Tat. „Ich hege keine Zweifel, dass dahinter „ultrarechte Kreise in Venezuela gemeinsam mit ultrarechten Kräften Kolumbiens und Juan Manuel Santos stecken“, sagte der autoritär regierende Sozialist.
Kritiker befürchten mehr Repression
Weitere Hintermänner sah Maduro in den USA. Der US-Sicherheitsberater John Bolton dementierte eine Beteiligung Washingtons. „Ich kann eindeutig sagen, dass es keine Verwicklung der US-Regierung in all das gibt“, sagte er dem Sender Fox News. Auch die Regierung in Bogotá widersprach vehement.
Kritiker befürchten, dass der Vorfall nun zur Verschärfung der Repression genutzt wird. „Wir warnen davor, dass dieses konfuse Ereignis als Ausrede genutzt werden kann, um das verfassungsmäßige Recht des Volkes auf Protest abzuschaffen“, schrieb das Oppositionsbündnis Frente Amplio. Mit ihrer Reaktion wolle die Regierung zudem von der akuten Krise in dem Land ablenken.
Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise; internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Notlage. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, das heißt, die Preise steigen explosionsartig und das Geld verliert rasant an Wert.
Weil Devisen fehlen, kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Medikamente importieren. Hunderttausende Venezolaner sind vor Elend und Unterdrückung in die Nachbarstaaten geflohen. Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Die Wirtschaftsleistung könnte zudem um 18 Prozent einbrechen.
Kritiker werfen Maduro vor, er wolle eine Diktatur errichten. Im vergangenen Jahr schaltete der Sozialist das von der Opposition kontrollierte Parlament aus, im Mai ließ er sich für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen.
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