NSA-Ausschuss des Bundestages: Ex-BND-Chef wusste Bescheid
Ernst Uhrlau war bekannt, dass es Selektoren gab und auch dass sie missbräuchlich verwendet wurden. Fehler will er trotzdem nicht einräumen.
Der BND kontaktierte laut Uhrlau nach den ersten Vorfällen mit unzulässigen Selektoren den US-Geheimdienst. Die NSA habe sich für den „Fehler“ entschuldigt. Seither kontrollierte der BND laut Uhrlau stichprobenartig, ob die NSA versuchte, dem BND unzulässige Suchbegriffe unterzuschieben. Man sei „bösgläubig“ geworden.
Allerdings versicherte Uhrlau, niemals selbst die Liste der ausgesonderten NSA-Selektoren eingesehen zu haben – obwohl diese natürlich Hinweise auf die Interessenlage der US-Seite enthielt. „Für mich ist das damals nicht von Interesse gewesen“, sagte der 68-jährige Pensionär im Bundestag.
Dennoch wies Uhrlau alle Vorwürfe an den BND für seine Zeit als Geheimdienstchef zurück. Er müsse sich „kein Versäumnis zurechnen“, auch wenn es damals „eine Reihe von Kommunikationsproblemen nach oben“ im Bundesnachrichtendienst gegeben habe.
Spähangriff auf Merkels Handy
Der US-Spähangriff auf das Handy der Bundeskanzlerin Angela Merkel bleibt vorerst ohne juristische Konsequenzen. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen nach eigenen Angaben eingestellt. Begründung der Karlsruher Behörde: Der Angriff lasse sich „nicht gerichtsfest beweisen“, weil kein Originaldokument der NSA oder eines anderen US-Geheimdienstes vorliege. „Das Dokument im Original zu beschaffen ist nicht gelungen“, teilte Generalbundesanwalt Harald Range mit.
Zwar wurde das Papier 2013 in den Medien veröffentlicht, aber das sei nur eine Abschrift und genüge nicht den Anforderungen der Strafprozessordnung, so Range. Es beweise auch nicht, dass Merkels Handy tatsächlich seit 2002 abgehört wurde. Die Äußerungen von US-Verantwortlichen zu den Vorwürfen (“not any more“) seien zwar öffentlich als Schuldeingeständnis ausgelegt worden, aber für einen Strafprozess zu vage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid