■ NPD tagt im Ibis: Kunden mit Kampfhunden
„Schönen guten Tag! Hier ist das Hotel Ibis am Ostertor! Was kann ich für Sie tun?“ Mit ähnlicher Inbrunst muss auch derjenige begrüßt worden sein, der beim Ibis am Rembertiring eine Veranstaltung mit 30 Personen für den vergangenen Sonntag buchte. Klar sagten die Bettenburgler zu, immerhin hat man ja nicht nur 162 schnieke Zimmer, sondern auch vier proppere Veranstaltungsräume zur Verfügung. „Jeder, der vermietet, freut sich doch, wenn jemand kommt“, sagt Hotelchef Rolf Wenner. Kleiner Haken: Am Sonntag tagte der NPD-Kreisverband Bremen ungehindert zwei Stunden lang im Ibis.
„Ja ich weiß, dass da eine sehr merkwürdige Gruppe im Hotel war“, gibt Wenner zu. Mitarbeiter hätten gesagt, „die sahen nicht so doll aus“. Nicht so doll? Ein Teil waren „junge Skinheads mit Kampfhunden“, die nach der Veranstaltung die Bahnhofsvorstadt unsicher machten. Das meldet die Antifaschistische Infogruppe Bremen. Offensichtlich hatten die NPDler sich forsch als irgendein Herr Müllermeierschulze im Ibis einquartiert. Grund: Sie wissen, dass es in der Zeit, in der ihr bundesweites Verbot geprüft wird, schwer ist, sich als NPD einzubuchen. Selbst im Ibis. Und natürlich, sagt Hoteldirektor Wenner, „hätten wir diesen Leuten mit Sicherheit keinen Raum gegeben, wenn wir gewusst hätten, wer sie sind.“
Aber shit happens. Hätte das Hotel die faschistoiden Knaben aber nicht vor die Tür setzen können, als man bemerkte, was für schöne Kostüme und Frisuren die neuen Gäste mit den netten Haustieren haben? Und: Warum setzte das Hotel sein Hausrecht nicht um? Immerhin gibt es Banken, auf denen Glatzen keine Kontos eröffnen dürfen, Konzerne, die Faschos kündigen – des Images wegen.
In der zur Accor-Gruppe gehörenden Billig-Kette Ibis (65 mal in Deutschland) scheint man sich dagegen noch nicht auf die Kunden mit den Kampfhunden eingeschossen zu haben. Auch die bringen ja schließlich Geld. „Ja, es gibt Anweisungen gegen Rechtsradikale in unseren Hotels – aber die zeige ich nicht“, rüpelt eine Ibis-Sprecherin und betont, dass sie nicht zitiert werden will. Dann droht sie der taz – nicht etwa der NPD – gleich mit dem Anwalt. Da keimt der Verdacht, dass Ibis seinen Mitarbeitern keineswegs Richtlinien auf den Weg gibt, wie sie mit solchen „Gästen“ umzugehen haben.
„Beim Buchen einer Veranstaltung sollte die Rezeption gleich klären, was eigentlich passieren soll“, sagt Jürgen Benad vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. „Wir empfehlen, dass auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) darauf hinweisen, dass politische, religiöse oder weltanschauliche Veranstaltungen von der Hotelleitung genehmigt werden müssen.“
Das steht auch in den AGB von Ibis. Aber offensichtlich wusste das keiner der Angestellten. „Ich war nicht im Hotel“, sagt Hotelchef Wenner. Die 100 Mark Saalmiete plus Getränke hat Ibis trotzdem kassiert. Wir sind gespannt, wo die NPD das nächste Mal tagt. ksc
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