NGOs in China: Unter Aufsicht der Staatssicherheit
Unliebsame Aktivitäten der staatsfernen Organisationen sollen unterbunden werden. Betroffen sind auch deutsche Stiftungen.
Der Ständige Ausschuss des Volkskongresses hat am Donnerstag einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Arbeit sämtlicher rund 7.000 ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGO) in China massiv einschränken wird. Dieses Gesetz sieht vor, dass sie künftig der Aufsicht des Ministeriums für Staatssicherheit unterstellt sind und nicht wie bislang dem Ministerium für zivile Angelegenheiten.
Die chinesischen Sicherheitsapparate sind für ihr oft ruppiges und willkürliches Vorgehen bekannt. Zudem müssen die NGOs künftig all ihre Finanzen und Tätigkeiten gegenüber den Polizeibehörden offenlegen, ebenso mit welchen chinesischen Gruppen sie kooperieren.
China wolle damit Aktivitäten verhindern, die gegen „nationale Interessen“ verstoßen oder die „die Staatsgewalt untergraben“, heißt es offiziell zur Begründung. „Das abschreckende neue Gesetz ist ein aggressiver Versuch, die Zivilgesellschaft abzuwürgen“, kritisiert hingegen William Nee von Amnesty International. Nee spricht von einer „unmittelbaren Gefährdung“ sämtlicher unabhängiger Organisationen in China“.
Alle deutschen Organisationen betroffen
Doch nicht nur gegen Menschenrechtsorganisationen, die es seit jeher schwer mit den chinesischen Behörden haben, wendet sich das neue Gesetz, das bereits Anfang 2017 in Kraft treten soll. Allein aus Deutschland sind sämtliche Parteienstiftungen betroffen und rund 200 weitere deutsche Nichtregierungsorganisationen. Die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung etwa engagiert sich im Umweltbereich, die Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt Organisationen, die sich für bessere Lebensbedingungen der Wanderarbeiter einsetzen. All diese Projekte sind gefährdet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber auch Bundespräsident Joachim Gauck haben beide vor der Einführung dieses Gesetzes gewarnt. China sei dabei, Kooperationen der beiden Länder aufs Spiel zu setzen, heißt es in einer Stellungnahme der Bundesregierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern