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Mutmaßliche Rechtsterroristen in FreitalOberste Ermittler machen ernst

In Freital hat die Bundesanwaltschaft fünf Neonazis verhaftet. Ermittelt wird wegen rechtem Terrorismus und versuchten Mordes.

In Freital fühlen sich Rechtsterroristen zu Hause Foto: dpa

BERLIN taz | Die 200 Polizisten kamen im Morgengrauen nach Freital. Wenig später klickten Handschellen. Die Bundesanwaltschaft ließ am Dienstagmorgen vier weitere Männer und eine Frau in der sächsischen Kleinstadt festnehmen. Ihnen wird vorgeworfen, sich zu einer rechtsterroristischen Gruppe zusammengeschlossen zu haben.

„Ziel der Vereinigung war es, Sprengstoffanschläge auf Asylbewerberunterkünfte sowie Wohnprojekte von politisch Andersdenkenden zu begehen“, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Hinter der Gruppe steckt eine frühere, „Bürgerwehr“ aus Freital. Die Ermittler hatten die jetzt Festgenommenen schon länger im Visier.

Bereits im November 2015 waren drei Männer verhaftet worden. Ihnen und den nun Festgenommenen, alle zwischen 18 und 39 Jahre alt, werden zwei Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Freital und einen Anschlag auf das linke Wohnprojekt „Mangelwirtschaft“ in Dresden vorgeworfen. Bei einem Anschlag erlitt ein Flüchtling mehrere Schnittwunden durch Glassplitter einer zerborstenen Fensterscheibe.

Die taz hatte jüngst rekonstruiert, wie die Ermittler den Taten lange nicht Herr wurden. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelte anfangs nur wegen Sprengstoffverstößen. Vor einer Woche dann übernahm die Bundesanwaltschaft den Fall – und greift nun durch. Den Festgenommenen wirft sie rechtsextremen Terror und versuchten Mord vor. Spätestens im Juli 2015 hätten sie ihre Gruppe gebildet. Rädelsführer seien der 27-jährige Busfahrer Timo S. und sein Bekannter Patrick F., 24 Jahre.

Insgesamt beschlagnahmte die Polizei inzwischen eine dreistellige Zahl illegaler Pyrotechnik, welche die Verdächtigen in Tschechien besorgt haben sollen. Ob der Gruppe noch weitere Anschläge zugerechnet werden müssen, werde weiter ermittelt, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

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2 Kommentare

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  • Wenn man vor den Flüchtlingen auch keine Angst hat, so hat man doch Angst vor den gewalttätigen Horden unterzivilisierter "besorgter" Bürger, die sich auch noch unter polizeilichem Wegsehen sowohl in der Öffentlichkeit als auch verborgen immer dreister gebärden.

     

    Das haben wir mit den Flüchtlingen gemeinsam. Die Staatsbediensteten, die uns schützen sollten, werden erst aktiv, wenn - durch die Medien überzeugend - sichtbar wird, was sie nicht sehen wollten, solange sie konnten. Was ist das für eine Sicherheit?

  • Wo Polizei-, Justiz- und Geheimdienstarbeit durch einflussreiche Nazis, organisierte Kriminalität... nicht mehr funktioniert, muß die Bundespolizei- und Justiz die Ermittlung übernehmen.

    Das hätte in den betreffenden östlichen Bundesländern längst geschehen müssen.

    Wenngleich im NSU-Fall die Bundesbehörden auch versagt hatten - da kommt es jetzt auf die Justiz an, die Täter und auch die Unterstützer in den Landes- und Bundesbehörden zu ermitteln und dann zu verurteilen.