Musiktipps der Woche: Zusammenfinden und experimentieren
Das Mini-Festival Beyond Beyond widmet sich im ausland den Klangräumen. Im Festsaal Kreuzberg balanciert Sophia Kennedy zwischen Pop und Verstörung.
J azz und Experimentelles waren ja Genres, die auch im Lockdown verlässlich per Stream zum geneigten Zuschauer kamen – den Initiatoren gebührt in jedem Fall Dank. Doch damit wurden zugleich auch immer wieder die Grenzen dessen aufgezeigt, was Streaming leisten kann – auch oder gerade, wenn die Musik etwas verkopft daherkommt. Da braucht es das Gegengewicht des improvisierten Live-Moments umso mehr.
Im kleinen feinen Neuköllner Club Donau 115, wo Jazz auf den Willen zum Experiment trifft, darf man das nun wieder in echt erleben. Es wird drinnen musiziert, unter entsprechenden Auflagen: negativer Schnelltest, nicht an der Bar herumstehen etc.
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Am Freitagabend (2. 7.) trifft der der Saxofonist Julius Gawlik auf den Bassisten Marc Muellbauer und Marius Wankel am Schlagzeug. Samstag (3.7) spielt die vierköpfige Doug Weiss Berlin Band, die der aus Chicago stammende Bassist um sich versammelt hat. Los geht es jeweils um 20.30 Uhr, Spenden sind erwünscht.
Im Club Ausland beschäftigt man seit Donnerstag und noch bis einschließlich Samstag derweil mit Klangräumen, im Rahmen des Mini-Festivals Beyond Beyond. Nach der Auftaktveranstaltung im Petersburg Arts Space in Moabit gibt es am Freitag (2. 7, ab 14 Uhr) zu jeder vollen Stunden Screening von Simnikiwe Buhlungu and Hörsessions von Gretchen Blegen, für jeweils maximal vier oder fünf Menschen pro Runde. Anmeldung per Email, Infos unter ausland-berlin.de
Der Kiezsalon macht am Samstag (3.7.) auf seiner Tour durch die Stadt Station bei einer Outdoor-Location, die man als solche noch nicht erleben durfte. Und bringt dabei Klänge zu Gehör, die man ebenfalls selten live erlebt. Liam Byrnes Instrument der Wahl ist nämlich die Viola de Gamba, ein im Deutschen Gambe genanntes Streichinstrument aus dem 17. Jahrhundert, das zwischenzeitlich auch mal in Vergessenheit geraten war.
Der Klang liegt irgendwo zwischen Gitarre und Cello. Auch die Perkussionistin Robyn Schulkowsky, ebenfalls im Kiezsalon zu Gast, arbeitet mit ungewöhnlichen Klangquellen. Der einstmals vielleicht traurigste Ort der Stadt, der Bärenzwinger im Köllnischen Park, verwandelt sich zu diesem Anlass zu einer Konzertlocation. So sorgt zum Glück, wenn überhaupt, lediglich die Musik für Melancholie, nicht mehr die freudlosen Tiere, die hier einst ausharren mussten (18 Uhr, Rungestraße 30, ausverkauft, Infos: www.digitalinberlin.de).
Ebenfalls leider ausverkauft ist Masha Qrellas pandemiekompatibler Auftritt im Festsaal Kreuzberg am Donnerstag (8.7). Doch am darauf folgenden Abend, dem Freitag (9.7.) tritt die nicht minder tolle, zwischen Pop und Verstörung balancierende Sophia Kennedy auf einer neu gebauten Open-Air-Bühne auf, wo ein paar Menschen zusammnefinden können. Da wird sicher noch was gehen, das wird auf jeden Fall toll.
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