Museumsprotest gegen Russland: Ab jetzt nur noch „Museum“
Das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst hat symbolisch seinen Namen in „Museum“ geändert. Der Museumsdirektor wolle so ein Zeichen setzen.
„Das haben wir gemacht, um ein Zeichen zu setzen“, sagt Museumsdirektor Jörg Morré der taz. „Wir sind ein Antikriegsmuseum und waren echt schockiert, als wir vom Krieg Russlands gegen die Ukraine erfuhren.“
Das Gebäude in der Zwieseler Straße in Karlshorst schrieb in der Nacht vom 8. Zum 9. Mai 1945 Weltgeschichte. In der ehemaligen Heerespionierschule der Wehrmacht wurde die Urkunde über die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte unterzeichnet und damit der Zweite Weltkrieg für Europa beendet. Danach diente das Gebäude als Amtssitz des Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, ab 1967 als Kapitulationsmuseum, betrieben von der Sowjetischen Armee. Themen sind der Krieg Hitler-Deutschlands gegen die Sowjetunion und das Kriegsende.
Nach der deutschen Einheit und dem Zerfall der Sowjetunion übernahm das neu gegründete Deutsch-Russische Museum die Ausstellungsstücke als Dauerleihgabe vom Zentralen Museum der Russischen Streitkräfte in Moskau. Dieses und weitere Museen aus Russland, der Ukraine und Belarus sind Mitglieder des Trägervereins des Museums und damit eingebunden in Entscheidungen, welche Ausstellungen in Karlshorst gezeigt und welche Veranstaltungen durchgeführt werden.
Jörg Morré: „Da haben wir vertrauensvoll zusammen gearbeitet, was natürlich ab 2014 gelitten hat.“ 2014 hatte Russland die Krim militärisch erobert. In diesem Jahr erklärten die von Russland militärisch und politisch unterstützten sogenannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk ihre Unabhängigkeit von der Ukraine.
Eine offizielle Umbenennung des Museums ist nicht notwendig, denn im Vereinsregister steht es unter dem Namen „Museum Berlin-Karlshorst“. Für die Öffentlichkeitsarbeit nutzte es aber den Namen „Deutsch-Russisches Museum“, das Besuchern eher vermittelt, was dort ausgestellt ist. Finanziert wird das Museum von der Bundesregierung.
Berichtigung: In einer frühen Version des Textes hieß es, die Umbenennung sei am Mittwoch erfolgt. Tatsächlich geschah dies am Donnerstag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit