Müll-Entsorgung in der EU: Miese Geschäfte mit Elektroschrott
Nur etwa ein Drittel der Geräte wird ordnungsgemäß entsorgt. Der Großteil landet in der Tonne – oder bei Verbrecherbanden.
Zwei Jahre lang haben sieben Organisationen, darunter die Universität der Vereinten Nationen und ein UN-Forschungsinstitut, recherchiert, wo der in Europa produzierte Elektroschrott landet. Die Internationale Polizeiorganisation Interpol hat das Projekt koordiniert. Am Sonntag wurde der Bericht veröffentlicht. Sein Ergebnis ist erschreckend.
Gerade einmal rund ein Drittel (35 Prozent) der Altgeräte werden demnach ordnungsgemäß entsorgt. Mit dem Rest, insgesamt 6,15 Millionen Tonnen, passiert Folgendes: 3,15 Millionen Tonnen Elektroschrott werden nicht fachgerecht in Europa recycelt. 750.000 Tonnen landen jedes Jahr im Müll. Bei 750.000 Tonnen werden wertvolle Teile, zum Beispiel Festplatten von Computern, ausgeschlachtet. Und rund 1,5 Millionen Tonnen werden aus der EU heraus exportiert – wobei der Export nur bei 200.000 Tonnen dokumentiert ist.
Das ist deshalb problematisch, da alte Handys und Kühlschränke Quecksilber und Blei enthalten – hochgiftige Stoffe, diedie Umwelt verseuchen und Krankheiten verursachen können. In vielen Altgeräten sind aber auch wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Silber und Gold eingebaut. Daher haben sich international organisierte Verbrecherbanden auf das Geschäft mit dem Müll spezialisiert. Sie profitieren davon, dass Hersteller oder Entsorgungsunternehmen bis zu 600 Millionen Euro im Jahr sparen, wenn sie den Elektroschrott nicht selbst verwerten.
Wo genau die Altgeräte landen, geht nicht aus der Studie hervor. Doch sie verweist darauf, dass Schmuggler für einen Container alter Kühlschränke und Handys mehr als 10.000 Euro bekommen. Die verkaufen sie nicht nur an ärmere Länder in Afrika oder in Asien. Rund 4,65 Millionen Tonnen Elektroschrott kursieren innerhalb der EU – zehnmal mehr als offiziell deklariert. Der illegale Handel wird nach Informationen von Interpol aber nur in 0,5 Prozent aller Fälle geahndet. Insgesamt verzichtet die EU dabei auf Einnahmen von bis zu 1,7 Milliarden Euro.
Daher schlagen die Autoren nationale Taskforces für Umweltsicherheit vor. Die Strafverfolgungsbehörden müssten international kooperieren. Zudem kritisieren sie, dass 30 Prozent der EU-Mitgliedsländer die WEEE-Richtlinie nicht einmal umsetzen.
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