Mord an honduranischer Aktivistin: „Ihre Waffe war die Stimme“
Berta Cáceres engagierte sich gegen ein Staudammprojekt in Honduras. Ihr Engagement musste sie nun mit dem Leben bezahlen.
Berta Cáceres war Mitbegründerin und Koordinatorin des Rates populärer und indigener Organisationen in Honduras, kurz COPINH. Zusammen mit anderen AktivistInnen organisierte sie seit der Gründung 1993 zahlreiche Proteste mit indigenen Gemeinden, etwa gegen Vertreibung durch große Konzerne oder gegen Privatisierungen von Flüssen. Cáceres selbst gehörte zu den indigenen Lenkas. Zuletzt war sie besonders im Kampf um den Fluss Rio Gualcarque aktiv, der für viele indigene Kommunen ein wichtiger Lebensraum ist. Die Gemeinden wehren sich gegen den dort geplanten Bau eines Staudamms.
Im April 2015 hatte Cáceres für ihr Engagement den Global Environmental Prize erhalten. „Wir haben diesen Staudamm verurteilt und wurden mit Hetzkampagnen, Gefängnisstrafen und Mord bedroht“, berichtete sie schon damals. Trotz der Drohungen und meherer Morde an ihren MitsteiterInnen führte Cáceres den Kampf entschlossen weiter. Für viele HonduranerInnen und AktivistInnen ist sie ein Symbol des Widerstands.
Im Oktober 2015 wurden die zeitweise gestoppten Arbeiten des Staudammprojektes Agua Zarca von der Aktiengesellschaft DESA wieder aufgenommen. Der Protest der indigenen AnwohnerInnen hat sich seitdem verstärkt. Drohungen und Gewalt gegen sie nahmen immer weiter zu. Die honduranische Regierung steht bei diesen Konflikten auf der Seite der Investoren und Firmen.
Räumung und Vertreibung durch honduranischen Staat
Am 25. Februar beklagte COPINH die Vertreibung von 50 Lenka-Familien, die „auf einen illegalen und willkürlichen Befehl“ von der Polizei und dem Militär ausgeführt wurden. Das berichtet die Organisation auf ihrer Webseite. Bei der gewaltsamen Räumung seien Häuser und bebaute Felder zerstört worden, teilte COPINH mit. Der Richter Mario Pineda habe die Zerstörung von Häusern mit Heckbaggern angeordnet.
Auch bei dem Mord an Berta Cáceres sieht die Mutter der getöteten Aktivistin die Regierung in der Verantwortung, wie die honduranische Tageszeitung El Heraldo berichtet. Zwar verurteilte Präsident Juan Orlando Herández den Mord und erklärte, dass die Aufklärung des Falls höchste Priorität habe. Gilberto Ríos, Vorsitzender der linken Oppositionspartei für Freiheit und Neugründung (LIBRE), stellte hingegen klar, dass jeglicher Dialog mit der Regierung abgebrochen werde, solange der Mord nicht aufgeklärt sei. „Proteste dürfen nicht weiter kriminalisiert werden“, erklärte Ríos nach Informationen von El Heraldo. „Berta hat tausende Drohungen erhalten. Ihre Waffe war ihre Stimme. Wegen ihres großen Kampfes wurde sie bedroht.“
Nach einem Bericht von Global Witness ist Honduras das gefährlichste und tödlichste Land für UmweltaktivistInnen. Zwischen 2010 und 2014 sind dort 101 AktivistInnen getötet worden. „Wenn du in Honduras Flüsse, Land oder Menschrechte verteidigst, verhängen sie die Todesstrafe“, twitterte LIBRE-Vorsitzender Ríos, nachdem er die Nachricht von Cáceres Ermordung erhielt.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!