Mord an US-Teenager Trayvon Martin: Todesschütze fordert Schadensersatz
George Zimmerman erschoss 2012 den Schwarzen Teenager Trayvon Martin und wurde freigesprochen. Jetzt stellt er Forderungen an die Eltern.
Der heute 35-jährige Zimmerman war am Abend des 26. Februar 2012 als „Nachbarschaftsschützer“ unterwegs, als Trayvon Martin von einem Lebensmittelladen zurück kam, wo er Bonbons und einen Softdrink gekauft hatte.
Zimmerman fand den schwarzen Jungen, der eine Kapuze trug, „verdächtig“ und rief die Notrufnummer 911 an. Die diensttuende Person am Telefon sagte ihm, er solle den Jungen nicht verfolgen. Doch Zimmerman ignorierte den Rat, provozierte ein Handgemenge mit dem Teenager und erschoss ihn auf der Wiese der Wohnanlage, in der die Freundin von Trayvon Martins Vaters lebte.
Die Gewalttat des bewaffneten weißen Mannes gegen den unbewaffneten Schwarzen machte Schlagzeilen. Präsident Barack Obama sagte, wenn er einen Sohn hätte, sähe der aus wie Trayvon. Zimmerman wurde wegen Mordes angeklagt. Er bestritt die Tat nicht. Redete aber von „Selbstverteidigung“.
Gewinn schlagen aus der Gewalttat
Bei seinem Prozess wurde Zimmerman 2013 freigesprochen. Die Tat und der Freispruch führten zur Gründung der neuen Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“.
Sybrina Fulton, Trayvons Mutter, wurde eine Sprecherin der Mütter von schwarzen Jugendlichen, die von der Polizei oder Wachschützern erschossen werden. Im letzten Präsidentschaftswahlkampf trat sie an der Seite von Hillary Clinton auf. Inzwischen hat sie eine eigene politische Karriere begonnen und kandidiert für eine Position im Dade County in Südflorida.
Auch Zimmerman hat Karriere gemacht. Unter anderem wurde er nach seinem Freispruch wegen schwerer Körperverletzung angeklagt, weil er seine Freundin mit einer Schusswaffe bedrohte. Zwei Jahre später warf er eine Weinflasche auf sie. Er war auch in eine Straßenschießerei verwickelt.
2016 profitierte Zimmerman erstmals finanziell von seiner Gewalttat. Er versteigerte die Tatwaffe – eine Kel-Tec PF9 im Neuwert von 350 Dollar – auf der Webseite „United Gun Group“ für 250.000 Dollar.
Sein Anwalt Larry Klayman ist ein rechter Aktivist. Zu seinen Klienten gehören auch Vertraute von Donald Trump. In der Verteidigung von Zimmerman benutzt der Anwalt Wörter aus dem Vokabular des US-Präsidenten – darunter „Hoax“, „Verschwörung“ und „Fake News“.
Ben Crump, der Anwalt von Trayvon Martins Eltern und Autor eines kürzlich erschienen Buches über den „legalen Genozid an Colored People“, soll ebenfalls Schadenersatz an den Schützen zahlen. In einer ersten Reaktion am Mittwoch wies Crump die Klage zurück: „Dies ist ein schamloser Versuch vom Schicksal und der Trauer der anderen zu profitieren.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen