■ Standbild: Moralisch wertvoll
„So ein Hundeleben. Die Europäische Tierschutzlüge“, Do., 23.10 Uhr, ZDF
Um sattsam bekannte Themen, die dem Zuschauer dazu noch den Appetit auf Eselsalami und Kalbsgeschnetzeltes verleiden, ins ZDF-Abendprogramm zu bekommen, muss man sich schon etwas einfallen lassen. „So ein Hundeleben. Die europäische Tierschutzlüge“ zum Beispiel: Hunde machen immer Quote, und über Lügen wird man auch gern aufgeklärt.
Doch um skrupellose Hundezüchter, die en masse Rassewelpen in Plastikwannen aufbewahren und für die Hälfte des üblichen Preises verkaufen, ging es nur am Rande. Und die Erkenntnis, dass die EU Tiere nicht schützt, sondern einen ebenso zweifelhaften wie halbherzigen Rahmen für deren Nutzung geschaffen hat, ist nicht gerade taufrisch. Dieser Dokumentarfilm beeindruckte vor allem durch sein Bildmaterial. Vieles wurde von Amateurfilmern, vor allem von Tierschützern zusammengetragen oder nach deren Informationen nachgedreht.
Zu sehen waren Singvogeljäger in Südeuropa, die stolz ihre Trophäen zeigen. Zuchtnerze, die über bereits verweste Artgenossen krabbeln. Hühner, die sich wegen der drängenden Enge die Federn ausreißen und zum Kannibalismus neigen. Österreichische Kälber, die gegen EU-Prämie (Marktbereinigung) zum Schlachthof gefahren und vernichtet werden.
Das moralisch empörte Fernsehteam begleitete auch die Tierschützerin Heike Fix von „Animals Angels“ – der Name deutet eine gewisse religiöse Entschlossenheit im Kampf für eine bessere Welt schon an – an die europäischen Ostgrenzen. Dort kommt, teils noch lebend, teils schon verendet, preisgünstiges Vieh für die EU-Staaten an: Pferde, Esel, Schafe, Kälber.
Man möchte sofort dem Fleisch abschwören oder wenigstens beteuern, normalerweise höchstens zum Biometzger zu gehen. Auch der bundesdeutsche Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke findet „die Zustände“ nicht optimal. Aber er tröstet: „Wir arbeiten sehr daran.“
Silke Mertins
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