Monsun trifft Pakistan: Überschwemmungen fordern viele Menschenleben in Pakistan
Die Regenzeit ist für Südasien lebenswichtig. Doch in den vergangenen drei Wochen sind in Punjab bereits über 180 Menschen regenbedingt gestorben.
Dadurch stieg die Zahl der durch den Monsun in den vergangenen drei Wochen landesweit verursachten Todesopfer auf mindestens 180, meldet der Nachrichtensender Al-Jazeera. Verantwortlich dafür waren nicht nur die Überschwemmungen, sondern auch instabile Häuser.
In den Millionenstädten Islamabad und dem benachbarten Rawalpindi legten Sturzfluten, überlaufende Abflüsse und überschwemmte Wohnviertel das Leben in Teilen lahm. Fahrzeuge wurden weggespült. Um Menschen zu Hause in Sicherheit zu wissen, erklärte die Verwaltung von Rawalpindi den Donnerstag zum Feiertag.
Das nationale Wetteramt warnte, der starke Regen werde bis Freitag anhalten. Armeehubschrauber und Boote waren im Einsatz, um Familien, zu retten, die in den Fluten eingeschlossen waren.
Opposition wirft Regierung fehlende Vorbereitung vor
Die Regierung von Punjab verhängte den Ausnahmezustand und verbot damit Versammlungen von mehr als fünf Personen sowie das Schwimmen in Gewässern bis Ende August. Bewohner:innen gefährdeter Gebiete wurden aufgefordert, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten für drei bis fünf Tage einzudecken.
Premierminister Shehbaz Sharif besuchte das nationale Notfalleinsatzzentrum und drückte seine Trauer über den Tod der Menschen aus. Er betonte, dass die Schäden in diesem Jahr aufgrund von Präventivmaßnahmen aber geringer ausfielen. Dennoch hätten die Wolkenbrüche außergewöhnliche Bedingungen geschaffen. Laut Behörden lagen die Niederschläge 30 bis 40 Prozent über dem Durchschnitt.
Die pakistanische Politikerin Sherry Rehman sagte dagegen, dass die Überschwemmungen lange im Voraus vorhergesagt wurden, aber „es wurde keine angemessene Planung vorgenommen“. Man habe nichts aus den Vorjahren gelernt und sei wieder einmal unvorbereitet gewesen.
Gletscherschmelze verschärft die Lage
Fahad Saeed, Klimaexperte beim Berliner Wissenschaftskonsortium Climate Analytics, warnt seit Jahren vor den Folgen der Erderwärmung, insbesondere für Südasien. Die Region sei bis zu 15-mal stärker betroffen als andere. „Das Ausmaß der jüngsten Katastrophe ist enorm“, sagt er der taz mit Blick auf die Todesopfer.
Diese folgte auf eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 48 Grad Celsius in der Gebirgsregion Gilgit-Baltistan. „Im Juni haben wir im Norden des Landes Gletscherschmelzen beobachtet, die zu Überschwemmungen von Gletscherseen führten“, erklärt er. Das verschärfe die Lage zusätzlich.
Hinzu komme die wirtschaftliche Not, die es vielen Menschen erschwere, über die Runden zu kommen. Saeed warnt, dass extreme Wetterereignisse das Risiko von Ernährungsunsicherheit erhöhen und weitere klimabedingte Todesfälle nach sich ziehen könnten.
Seit den schweren Überschwemmungen 2022, bei denen 1.760 Menschen ihr Leben verloren, habe er jedoch keine Änderungen der Klimapolitik beobachtet, obwohl das Land einen Koordinator für Klimawandel hatte sowie kürzlich einen Minister dafür ernannt hat.
In den pakistanischen Medien fand die Katastrophe zwar Erwähnung, doch die Berichterstattung blieb überschaubar. „Das Problem ist, dass Katastrophen zur Norm geworden sind“, sagt Saeed.
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