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Mögliche Schavan-NachfolgerProporz oder Expertise?

Die Union gönnt ihrer Ministerin noch eine Denkpause, spekuliert aber bereits über mögliche Nachfolger. Ein Überblick über Merkels Optionen.

Aus Niedersachsen ins Bundeskabinett? David McAllister oder Johanna Wanka könnte dieser Schritt gelingen Bild: dpa

BERLIN taz | So sieht ein geordneter Rückzug aus: Zwar werden Christdemokraten im Moment nicht müde, die Verdienste Annette Schavans zu loben. Doch entscheidend ist etwas anderes. Kein wichtiger CDU-Politiker plädiert offen für ihren Verbleib im Amt.

Alle schauen auf Angela Merkel, alle wollen eine gesichtswahrende Lösung für die Bildungsministerin, die im Wahlkampf eine Belastung wäre. Doch in den Fluren von Fraktion und Parteizentrale wird längst über Nachfolger spekuliert.

Die Proporz-Lösung I: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, 51, wäre für Merkel eine nahe liegende Option. Sie vertraut ihm, er ist ein geschickter, moderat auftretender Verhandler, der schon manchen Streit vor einem Parteitag in letzter Minute entschärfte. Ein weiteres Plus: Gröhe kommt aus Nordrhein-Westfalen. Seine Ernennung hätte für Merkel den Charme, dass sie den wichtigen Landesverband bedienen würde, der seit dem Rauswurf Norbert Röttgens im Kabinett unterrepräsentiert ist.

Die Proporz-Lösung II: Regionalproporz spielt bei machtpolitischen Entscheidungen in der CDU eine große Rolle. Auch Armin Laschet, 51, NRW-Landeschef, Ex-Landesminister für Integration und innerparteilicher Modernisierer, käme in Frage. Weder Gröhe noch Laschet haben sich aber in ihren Karrieren bisher näher mit Forschungspolitik befasst.

Die Experten-Lösung: Das wäre bei Johanna Wanka, 61, anders. Niedersachsens Wissenschaftsministerin gilt als ausgewiesene Expertin. Sie wird über die Landesgrenzen hinaus für ihre Kompetenz geschätzt und hat sich ihr Leben lang mit Wissenschaft beschäftigt. Außerdem muss sie wegen der Abwahl von Schwarz-Gelb in Hannover einen neuen Job suchen.

Die Verwaltungs-Lösung: Das Ressort knapp 8 Monate bis zur Bundestagswahl verwalten – es gibt attraktivere Posten. Deshalb wäre auch eine interne Nachfolge denkbar. Thomas Rachel, 50, ist parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium, er gilt im Haus als mächtiger Kopf. Seiner Ernennung steht die Regel entgegen, dass ein Staatssekretär eigentlich nie Minister wird.

Der Joker: David McAllister, 42, jüngst in Niedersachsen als Regierungschef abgewählt, ist ein politisches Talent, mit dem zu rechnen ist. Eine Schavan-Nachfolge ließ er über sein Umfeld dementieren. Wenn Merkel ihn bittet, kann das schnell anders aussehen.

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4 Kommentare

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  • DG
    Dr. Guttenbörg

    Wenn Merkel klug ist, wird sie jemanden ohne Dr. nehmen.

    Sonst ist die Gefahr eines neuen Plagiatfalls zu groß: http://tinyurl.com/byx9w3j

  • K
    KlausK

    Frau Prof. Dr. Wanka besitzt immerhin noch ihre(n) Titel.

    Wenn sie die behalten möchte, sollte sie sich besser dreimal überlegen, ob sie Bildungsministerin werden möchte.

  • A
    Arne

    "Seiner Ernennung steht die Regel entgegen, dass ein Staatssekretär eigentlich nie Minister wird."

    Ja, Daniel Bahr war natürlich nicht bevor er Gesundheitsminister wurde, parlamentarischer Staatssekretär da. Auch Altmaier war mal parlamentarischer Staatssekretär, zwar im Innenministerium, aber wenn man diese Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiele mitzählt, wurden eigentlich eher dauernd parlamentarische Staatssekretäre Minister. Bei Schmidt war das noch so üblich. Baum, Engholm, Hauff. Alle waren vorher Staatssekretäre in gleichen Resort, in dem sie auch Minister wurden.

     

    Bei so unwichtigen Ministerien passiert das öfter.

  • A
    Andre

    Seit wann regierte Schwarz-Grün in Hannover? Is doch nicht Hamburg ;)