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Mitbestimmung in der ArbeitTeil einer aktiven Demokratie

Gastkommentar von Daniel Friedrich

Betriebliche Mitbestimmung fördert nicht nur die Gerechtigkeit bei der Arbeit. Sie ist auch essenziell für eine leb- und wehrhafte Demokratie.

Wichtiges Element unserer demokratischen Verfasstheit: Mitbestimmung im Betrieb Foto: imago

T rotz aller Sonntagsreden über den Wert von Mitbestimmung: Die Gründung eines Betriebsrats, der Einsatz für einen Tarifvertrag oder die Werbung für die Gewerkschaft führt für viele Beschäftigte zu Abmahnungen, Versetzungen oder sogar Kündigungen.

Sobald 2.000 Beschäftigte im Unternehmen erreicht werden und ein mitbestimmter Aufsichtsrat zu wählen ist, wird mancher Unternehmenssitz ins Ausland verlagert, die Betriebe neu aufgeteilt oder die Flucht in eine europäische Gesellschaftsform ohne deutsche Mitbestimmungsregeln gewählt. Ganze Kanzleien haben sich auf das Verhindern von Mitbestimmung im Betrieb spezialisiert.

Wird Mitbestimmung verhindert, ist der Schaden immens, nicht nur im jeweiligen Betrieb. Auch der Schaden für die Gesellschaft ist enorm. Wer im Betrieb keine tatsächliche Mitsprache hat, ist auch für die demokratischen Prozesse unseres Gemeinwesens schwerer zu erreichen. Wer im direkten Alltag nicht erlebt, dass es einen guten Ausgleich zwischen Interessen geben kann, der wird auch keine Kompromisse in der Politik akzeptieren und ist verstärkt für Populismus empfänglich.

Mitbestimmung darf sich in einer Demokratie nicht nur auf Wahlen im Rahmen eines repräsentativen Politiksystems reduzieren. Sie muss auch da angewendet und gelebt werden, wo die Menschen den erheblichen Teil des Tages verbringen: auf der Arbeit.

Daniel Friedrich

ist Bezirksleiter der IG Metall Küste

Betriebliche Mitbestimmung fördert Gerechtigkeit, Arbeitszufriedenheit und Produktivität, vermeidet Konflikte, steigert Innovationen. Indem Beschäftigte Erfahrungen mit demokratischen Entscheidungsprozessen am Arbeitsplatz sammeln, werden sie dazu ermutigt, sich auch in anderen Bereichen zu engagieren, einzumischen und mitzumachen. Dies trägt zu einer lebendigen und aktiven Gesellschaft bei.

Kurzum: Wer sich Sorgen um die Demokratie in unserer Gesellschaft macht (und das müssen wir mehr, als uns lieb ist), der darf die Augen vor der mangelnden Demokratie im Betrieb nicht verschließen.

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3 Kommentare

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  • In unserer Firma (welweit ca. 50.000 Mitarbeiter, in Deutschland ca. 5000) wird seit einiger Zeit, man kann es nicht anders ausdrücken, Jagd auf Betriebsräte samt Ersatzleuten gemacht. Engagiert wurde dafür eine "Anwalts"kanzlei, die mit dem Spruch "trotz Arbeitsrecht" wirbt. Man arbeitet sich an Helmut Naujoks Tipps und Tricks zum geplanten, systematischen und zielgerichteten Mobbing ab, greift die psychische Gesundheit bewusst an, auch bei sonstigen Mitarbeitern, die man los werden will (unbequem, zu lange/oft krank, zu alt, zu teuer, Gewerkschaftsmitglieder ...).



    Die Belegschaft ist verunsichert und teilweise regelrecht verängstigt. Vielen bleiben kaum mehr als ein Jahr, weil Firmen- und Führungskultur einfach unerträglich geworden sind.



    Dabei ist es nun wahrlich keine Neuigkeit, dass eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit zwischen Firma und Betriebsrat zum Wohle der Firma ist, haufenweise Studien belegen das.

  • Nach meiner persönlichen Erfahrungen tun sich in Sachen Betriebsratsverhinderung vor allem die inhabergeführten mittelständischen Familienbetriebe hervor, die dann zur Belohnung auch noch mit massiven (Erbschafts-)Steuererleichterungen gepampert werden, weil sie ja die „Stütze unserer Wirtschaft“ seien.

  • Die Betriebliche Mitbestimmung wird von keiner Partei ernsthaft unterstützt.

    Das Betriebsverfassungsgesetz ist an moderne Unternehmen noch immer nicht angepasst, gerade in Unternehmen mit viel Home Office erschwert das BetrVG die Arbeit der Betriebsräte unnötig (Stichwort Onlinesitzung, Remote-Betriebsversammlungen etc.

    Die Unternehmen unterlaufen gerade mit dem Home Office viele Arbeitnehmerrechte, aber anscheinend stört das niemanden, dass jetzt sogar die physischen Arbeitsplätze in die Privatwohnungen ausgelagert werden um Kosten zu sparen.

    Der Gesetzgeber wäre gefordert, die betriebliche Mitbestimmung dem Stand der Dinge in der Welt anzupassen, aber das will offenbar niemand wirklich.