piwik no script img

Missbrauch von FlüchtlingskindernKein ausreichender Schutz

Es gibt erste Klagen wegen sexueller Übergriffe auf asylsuchende Kinder. Der Missbrauchsbeauftragte Rörig fordert nun Führungszeugnisse.

Viele Asylsuchende wissen nicht, wer ihnen helfen kann: Kind in Flüchtlingsheim. Foto: dpa

Berlin dpa | In deutschen Flüchtlingsunterkünften gibt es für Kinder und Jugendliche nicht genügend Schutz vor sexueller Gewalt. Darauf wiesen am Mittwoch der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig und der Kinderschutzverein Zartbitter hin.

Den Mitarbeitern von Beratungsstellen seien bereits erste Klagen über sexuelle Übergriffe auf Minderjährige in den Unterkünften zu Ohren gekommen. Da sich viele Asylbewerber sprachlich nicht verständigen könnten und auch nicht wüssten, an wen sie sich wenden könnten, sei die Dunkelziffer wahrscheinlich hoch, hieß es.

Im Vergleich zu den meist klaren Strukturen in Kitas, Schulen oder Heimen laufe in den Flüchtlingsunterkünften oft vieles ungeordnet, sagte Rörig. Erwachsene und Kinder wohnten in Großunterkünften auf engstem Raum. Für Täter böten sich dadurch viele Gelegenheiten, Nähe zu Flüchtlingskindern herzustellen. Übergriffe könnten dabei sowohl vom Personal ausgehen als auch von Bewohnern oder anderen Jugendlichen.

Der Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs forderte deshalb, alle Mitarbeiter und freiwilligen Helfer sollten ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Zartbitter schlug vor, die Kinder mit illustriertem Informationsmaterial auf ihre Rechte hinzuweisen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Es ist wichtig, dass der UBSKM und Zartbitter auf diese Problematik hinweisen. Aus seiner Heimat flüchten zu müssen, egal aus welchen Gründen, ist immer ein Trauma und von großen sozialen Verwerfungen, viel Gewalt begleitet. Und überall gibt es Leute, die die Notlage von geflüchteten Kindern ausnutzen. Das ist schon so lange so wie es gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen größeren Gruppen von Menschen gibt. Auch von den Kindern, die im Zuge der Beendigung des zweiten Weltkrieges in der späteren BRD und DDR als Flüchtlinge ankamen, wurden überproportional viele sexuell ausgebeutet. Weil sie als Menschen zweiter Klasse galten und besonders schutzlos waren.

    Sexualität kann sowohl als Waffe, als auch als Mittel sich selbst auf Kosten eines schwächeren Menschen aufzuwerten eingesetzt werden.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • 6G
    64457 (Profil gelöscht)

    "Übergriffe könnten dabei sowohl vom Personal ausgehen als auch von Bewohnern oder anderen Jugendlichen." Gut, dass es kein Tabu mehr ist, dass Bewohner sowohl Opfer als auch Täter sein können. Dann darf es auch nicht fremdenfeindlich sein, vor Tätern Angst zu haben, egal woher. Ich sehe Bedarf bei den Clearingstellen, die entscheiden, wer sozial kompetent genug fürs dezentrale Wohnen ist.