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Missbrauch im SportGewalttätiger Kaufhauskönig

Ex-Spielerinnen berichten von sexualisierter Gewalt beim FC Fulham. Auch die Polizei steht nun in der Kritik.

Traditionsort mit findsterer Geschichte: das Stadion des FC Fulham Foto: imago

Berlin taz | Es ist kaum auszuhalten, was ehemalige Spielerinnen des FC Fulham aus ihrer aktiven Zeit um die Jahrtausendwende berichten. Es geht um Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt. Im Mittelpunkt dieses Missbrauchsskandals, der den englischen Fußball in diesen Tagen erschüttert, steht Mohamed Al-Fayed, der stinkreiche Klubbesitzer, der als Eigentümer des Luxuskaufhauses Harrods in London bis zu seinem Tod 2023 weltweite Bekanntheit genoss. Fünf Spielerinnen sollen zu Beginn des Jahrtausends von ihm vergewaltigt worden sein, etliche andere bekamen sexualisierte Gewalt durch ihn auf andere Art zu spüren.

Seit die Vorwürfe öffentlich wurden, fordert der Klub Betroffene und Zeugen auf, sich zu melden und ihre Erinnerungen an diese finstere Zeit zu schildern. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht neue Anschuldigungen erhoben werden. Vor gut einer Woche meldete sich die ehemalige Kapitänin Ronnie Gibbons, heute 44, zu Wort. Unter Tränen sprach sie von den Traumata, unter denen sie seit ihrer Zeit als Spielerin leidet.

20 Jahre alt sei sie gewesen, als ihr Al-Fayed in seinem Kaufhaus einen Kuss aufzwingen wollte. Auch das ist in den vergangenen Wochen bekannt geworden: Beim FC Fulham wusste man um die geschmacklosen Vorlieben des Eigners, der den Klub von 1997 bis 2013 besaß und mit den damals sogenannten „Fulham Ladies“ den ersten Profiklub für Frauen im Land etablierte. Gaute Haugenes, Trainer zu jener Zeit, meinte, man habe versucht, die Spielerinnen von Al-Fayed fernzuhalten, „weil wir wussten, dass er auf blonde Mädchen steht“, sagte er der BBC.

Die jüngste Volte in dem Missbrauchsskandal betrifft nun die Polizeibehörden. Schon 2021 und 2022 hatten sich Ronnie Gibbons und drei weitere ehemalige Spielerinnen an die Polizei gewandt und ausführliche Zeuginnenaussagen zu Missbrauchsvorwürfen gemacht. Die betrafen nicht den Klubbesitzer, sondern ein Mitglied des Trainingsstabs, das die Vorwürfe vehement bestreitet. Die Polizei indes tat nichts, um den Vorwürfen nachzugehen. Zwei der Spielerinnen monieren nun, man habe ihnen nicht einmal mitgeteilt, dass die Ermittlungen eingestellt worden sind.

Auch bei den Vorwürfen gegen Mohamed Al-Fayed ist die Metropolitan Police von London nicht wirklich aktiv geworden. 19 von 21 Anzeigen, die noch vor dem Tod des Kaufhausmillionärs eingegangen sind, wurde gar nicht nachgegangen.

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1 Kommentar

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