Missbrauch auf Campingplatz in NRW: Weitere Durchsuchungen
Der tausendfache Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde soll schon 1990 begonnen haben. Nun gab es weitere Untersuchungen.
Darunter sei eine Wohnung des 56 Jahre alten Hauptverdächtigen Andreas V., in die der Mann auf Wunsch des Jugendamtes bald umziehen sollte. Zudem wurde ein weiterer Wohnwagen auf dem Campingplatz, der jahrelang Missbrauchs-Tatort gewesen sein soll, durchsucht. Um welche Gegenstände es sich handelte, gaben die Ermittler nicht bekannt.
Sie bekräftigten zugleich, dass es nach bisherigen Erkenntnissen keine Belege dafür gebe, „dass Polizeibeamte in die Taten involviert waren oder diese geduldet haben“. Beamte seien vernommen worden. Durchsuchungen in Wohnungen von Polizisten habe es nicht gegeben.
Nach massiven Versäumnissen bei der Ermittlungsarbeit der zunächst zuständigen Kreispolizei hatte sich der Fall immer mehr zu einem Polizeiskandal ausgeweitet. Nach und nach waren Pannen bekannt geworden. So verschwanden 155 Datenträger aus einem nicht gesicherten Raum bei der Polizei Lippe.
Andreas V. soll schon 1990 missbraucht haben
Seit 2008 waren den bisherigen Erkenntnissen zufolge auf dem Campingplatz an der Landesgrenze zu Niedersachsen mindestens 31 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren in mehr als 1000 Fällen Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Zudem gibt es Hinweise, dass es schon vor 2008 Taten gab.
Am Dienstag berichtete das ZDF-Magazin Frontal 21, dass der mutmaßliche Haupttäter, Andreas V., bereits vor 28 Jahren ein Kind auf dem Campingplatz Eichwald sexuell missbraucht haben soll. In einem Interview schilderte eine heute 39-jährige: „Andreas V. hat mich im Alter von elf Jahren mehrfach sexuell missbraucht“. Ihre Familie hatte in den neunziger Jahren einen Wohnwagen auf dem Campingplatz. Andreas V. habe sich damals ihr Vertrauen zunächst mit Süßigkeiten und Attraktionen erschlichen, berichtet die Frau. „Danach hat er mich bei Übernachtungen nach Grillpartys mehrfach unsittlich berührt“, so ihre Aussage.
Nach Angaben der Frau habe sie sich damals an ihren Vater gewandt. Der habe ihren Schilderungen keinen Glauben geschenkt. Bis vor Kurzem sei ihr Vater ein enger Freund des Tatverdächtigen gewesen, erzählt das mutmaßliche Opfer. Auch ihre Mutter habe sich nicht mit dem Ansinnen durchsetzen können, Anzeige zu erstatten.
Jugendamt bestreitet, etwas gewusst zu haben
Das Jugendamt des Kreises Lippe erklärte gegenüber Frontal 21, bis Ende 2016 nicht über sexuelle Missbräuche auf dem Campingplatz informiert gewesen zu sein. Die Behörde bestreitet, vom Verdacht gegen Andreas V. etwas gewusst zu haben. Diese Aussage widerspricht der Darstellung der Polizei, das Jugendamt Mitte 2016 nach dem Hinweis eines Vaters und einer Jobcenter-Mitarbeiterin informiert zu haben.
Derzeit sitzen drei Verdächtige in Untersuchungshaft. Ermittelt wird zudem gegen einen 16-jährigen, der kinderpornografisches Material besessen haben soll, das auf dem Campingplatz entstanden ist. Weitere Ermittlungsverfahren laufen gegen zwei Beschuldigte wegen Beihilfe und gegen eine Person wegen Strafvereitelung.
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