Mikroplastik im Boden: Großer Forschungsbedarf
Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind oftmals stark mit Mikroplastik belastet. Vor allem Klärschlämme kontaminieren die Äcker.
Als Mikroplastik werden Kunststoffteile bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Zwei wesentliche Arten von Mikroplastik werden unterschieden: Kunststoffgranulate, die bereits in diesen kleinen Dimensionen in Produkten verarbeitet werden, etwa als Zusatz in Kosmetika. Weil sie in der Abwasserreinigung nicht ausgefiltert werden können, landen sie mit dem Klärschlamm auf den Böden. Die zweite Mikroplastik-Fraktion entsteht durch den Zerfall größerer Plastikteile. In der Landwirtschaft zählen dazu die großflächigen Plastikfolien (Mulchfolien), die Felder vor Verdunstung schützen.
Am Fachgebiet Bodenkunde der TU Berlin haben Frederick Büks und Martin Kaupenjohann jetzt 23 internationale Studien zur Bodenbelastung ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Ackerböden und Böden des Obst- und Gemüseanbaus weltweit „eine hohe Kontamination mit Mikroplastik-Partikeln“ aufweisen. Gemessen wurden bis zu 13.000 Partikeln in einem Kilogramm Boden, das entspricht einem Gewichtsanteil von 4,5 Milligramm. Bei der Herkunft stellte sich heraus, dass „die Kontamination der landwirtschaftlich genutzten Böden durch Klärschlämme bis zu zehnmal so hoch ist wie durch Mulchfolien“, so ein Ergebnis der TU-Auswertung.
Ein weiterer Befund: Städte und stadtnahe Siedlungsgebiete sind ein Hotspot für Mikroplastik-Kontamination. „Die Konzentration von Mikroplastik in diesem Umfeld ist im Vergleich zu ländlichen Gebieten bis zu zehnmal höher“, stellen die TU-Forscher fest. Gleichwohl sind die Stadtböden weit weniger untersucht worden als die Ackerflächen.
Aus vorangegangenen Laborstudien ist bekannt, dass die gemessenen Plastik-Konzentrationen auch schädliche Auswirkungen auf die Bodenorganismen haben. Zwar sei der jetzige Vergleich zwischen Labor- und Feldforschung „ein gutes Ergebnis für die Wissenschaft, weil vorherige Studien bestätigt werden“, bemerkt TU-Wissenschafler Büks. „Aber leider nicht für Regenwurm und Käfer“. Die Studie entstand im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes „Entwicklung Neuer Kunststoffe für eine Saubere Umwelt unter Bestimmung Relevanter Eintragspfade (ENSURE)“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe