Michael Prütz über „Waffen für Rojava“: „Wir haben bereits 23.000 Euro“
Linke Gruppierungen in Berlin sammeln mit einer Spendenkampagne Geld um die KurdInnen in Syrien mit Waffen zu versorgen.
taz: Herr Prütz, wieso sammeln Sie Geld für Waffen?
Michael Prütz: Die Kurdinnen und Kurden in Kobani, aber auch in den anderen Kantonen, werden von den Islamisten schwer bedrängt. Wir wollten eine bundesweite Möglichkeit bieten, die rund 40.000 KämpferInnen zu unterstützen.
Für wen genau ist die finanzielle Unterstützung bestimmt?
Das Geld ist für die Volksverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) der Region Rojava bestimmt. Das Geld ist für den Waffenkauf gedacht. YPG und YPJ sind überparteiliche Organisationen, die wir als sehr fortschrittlich ansehen. In den Einheiten gibt es eine Gleichstellung der Geschlechter. Die Frauen kämpfen mit und sehen das als einen Akt der Emanzipation.
Woran fehlt es in Rojava besonders?
Es fehlt vor allen Dingen nicht an der Moral – das ist auch der Grund warum die KurdInnen sich so alleine gelassen fühlen. Es fehlt an schwerem Gerät, an panzerberchenden Waffen – Ausrüstung die den modernen Geräten der IS-Milizen standhalten kann. Von der Kampfmoral her fühlen sich die Frauen und Männer bestens gerüstet. Und soweit wir das aktuell beurteilen können, kommt die humanitäre Hilfe ebenfalls an.
ist 1952 in Westberlin geboren. Er war in der 80ern bei den Grünen, später bei der WASG. Seit 2011 engagiert er sich bei der Neuen antikapitalistischen Organisation (NaO) in Berlin.
Wie kommt das Geld von Berlin nach Rojava?
Wir werden die Spendengelder in Tranchen vertrauenswürdigen Personen der Volksverteidigungskräfte übergeben, bei denen wir sicher sind, dass es auch ankommt. Wir haben vor Ort Beobachter und sind in Kontakt, wir verfolgen das schon ganz genau mit. Offiziell beginnt die Kampagne ja erst am Montag. Seit sechs Tagen rufen wir aber schon über Soziale Netzwerke und Mailinglisten zum Spenden auf und bisher haben wir 23.000 Euro gesammelt. Das macht Mut und zeigt, dass die Leute etwas tun wollen und dass sie sich ohnmächtig fühlen.
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