Menschenrechte in Venezuela: Vereinte Nationen kritisieren Gewalt
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erhebt schwere Vorwürfe gegen Venezuelas Regierung. Dazu gehören außergerichtliche Hinrichtungen.
„Der Staat hat Opfern von Menschenrechtsverletzungen systematisch das Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung verweigert. Die Straflosigkeit hat das Wiederauftreten von Menschenrechtsverletzungen ermöglicht, die Täter ermutigt und die Opfern vernachlässigt,“ so das Fazit in dem 18-seitigen Dokument.
Bachelet fordert die Regierung in Caracas zur Auflösung dieser Sondereinheit auf. Allerdings sei diese nicht allein verantwortlich. So habe ihr Büro zwischen Januar und Mai dieses Jahres 66 Todesfälle dokumentiert, von denen 52 auf „regierungsfreundliche bewaffnete zivile Gruppen, sogenannte Colectivos“ zurückzuführen seien.
In dem Bericht geht die Menschenrechtskommissarin auch auf die Situation der indigenen Bevölkerung ein. „Venezolanische Indigenas sind schweren Verletzungen ihrer individuellen und kollektiven Rechte ausgesetzt. Bachelet ist besonders besorgt über Berichte über Drohungen und Gewalt gegen indigene Behörden und Führer sowie über die „gezielte Unterdrückung der Pemons, die sich der Regierung widersetzen,“ heißt es darin. Die Pemon sind ein indigenes Volk in Venezuela, Brasilien und Guayana.
Maduro-Regierung wirft Bachelet Einseitigkeit vor
Am Ende fordert sie den UN-Menschenrechtsrat auf, sich für eine „verbesserte Überwachung, Dokumentation, Analyse und öffentliche Berichterstattung über die Menschenrechtssituation“ in Venezuela einzusetzen.
Bachelet war im Juni auf Einladung von Staatschef Nicolás Maduro zu einem dreitägigen Aufenthalt nach Venezuela gereist, um sich vor Ort über die Menschenrechtlage zu informieren. Dabei traf sie sich mit VertreterInnen von Regierung, Opposition und Nichtregierungsorganisationen sowie Angehörigen politischer Gefangener.
In Reaktion auf den Bericht warf die Regierung in Caracas Bachelet Einseitigkeit vor. „In dem Bericht werden Quellen bevorzugt, denen es an Objektivität mangelt und nahezu alle offiziellen Informationen ausgeschlossen,“ heißt es in einer Stellungnahme. Demnach würden über 80 Prozent der Interviewten gar nicht in Venezuela leben.
Bachelet hatte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte im September 2018 übernommen. Zuvor war die Sozialistin zweimal Chiles Staatspräsidentin. Während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) wurde ihre Familie selbst Opfer der staatlichen Gewaltherrschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Wissenschaftlerin über Ossis und Wessis
„Im Osten gibt es falsche Erwartungen an die Demokratie“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!