Menschenrechte in Nigeria: Reisfabrik wird zum Gefängnis
Im Norden Nigerias wurden Arbeiter*innen während Corona zur Produktion gezwungen. Drei Monate lang durften sie die Fabrik nicht verlassen.
Nun wurde bekannt, dass dort 126 Arbeiter*innen drei Monate lang gegen ihren Willen zur Arbeit gezwungen wurden. Sie durften das Unternehmen weder verlassen noch Familienbesuch empfangen. Die Belegschaft selbst spricht von 300 betroffenen Arbeiter*innen.
Nach einem Hinweis informierte eine Menschenrechtsorganisation die Polizei. Die hat das indische Unternehmen mittlerweile geschlossen und fünf Manager verhaftet.
„Was ich sah, hat mir das Herz gebrochen“, sagte Karibu Yahaya Kabara von der Organisation Global Human Rights Network gegenüber der British Broadcasting Corporation (BBC). „So dürfen nicht einmal Tiere untergebracht werden.“ Heimlich gemachte Fotos zeigen, wie Teile der Belegschaft auf Kartons auf dem Boden liegen. Immer wieder sitzen Menschen dicht gedrängt beieinander, niemand trägt einen Mundschutz.
Verstoß gegen Corona-Auflagen
Somit hat das Unternehmen auch gegen Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus verstoßen. Nach Südafrika und Ägypten verzeichnet Nigeria die meisten Fälle auf dem Kontinent. Am Mittwochnachmittag lag die Zahl bei 21.371 bestätigten Infektionen. Expert*innen rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Dagegen helfen sollten ab Ende März rigorose Ausgangssperren. Auch Unternehmen wurden aufgefordert, Dienstleistungen und Produktion weitgehend einzustellen.
Arbeiter*innen von Popular Farms berichten, dass sie bereits im Februar ihre Arbeitsstunden verdoppeln sollten, damit das Unternehmen im Fall einer Schließung aufgrund von Coronamaßnahmen einen Reisvorrat hat. Im März wurde jedoch entschieden, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Den Arbeiter*innen wurde ein Bonus von 11 Euro pro Monat versprochen, bei einem Einkommen von rund 73 Euro. Wer sich dafür entschieden hatte, durfte das Gelände nicht mehr verlassen.
Die Millionenmetropole Kano ist nach Lagos und Abuja besonders von Covid-19 betroffen, es gibt 1.190 positive Fälle. 51 Personen sind bereits gestorben. Anders als in anderen Regionen, in denen beispielsweise Kirchen und Moscheen wieder öffnen, gelten im gleichnamigen Bundesstaat weiterhin strenge Einschränkungen. So dürfen die Menschen ihre Häuser nur an drei Tagen pro Woche zu vorgeschriebenen Zeiten verlassen, um Lebensmittel zu kaufen.
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