Meinungsfreiheit in China: Tibetische Bloggerin unter Hausarrest
Tsering Woeser schreibt über die Anliegen der Tibeter. Anlässlich eines Besuchs von ausländischen Journalisten stellt China sie unter Hausarrest.
BERLIN taz | Seit Mittwochabend steht die in China lebende Tibeterin unter Hausarrest. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, wenige Stunden nach einem Treffen mit ausländischen Journalisten hätten Polizisten die Bloggerin und ihren Ehemann in Peking unter Arrest gestellt.
Mehr als ein halbes Dutzend Beamte der Polizei und Staatssicherheit zwangen das Ehepaar am Mittwochnachmittag im Westen von Peking in einen Polizeiwagen und fuhren sie in ihre Wohnung in dem Vorort Tongzhou. Die chinesische Botschaft in Berlin wollte sich auf Nachfrage der taz nicht dazu äußern.
Auf Twitter schrieb Woeser, der Hausarrest habe wahrscheinlich mit einer für Anfang Juli geplanten Reise für ausländische Journalisten nach Tibet zu tun. Die chinesische Regierung wolle verhindern, dass die Journalisten von der offiziellen Linie abweichende Meinungen zu hören bekämen.
Woeser, 46 Jahre, ist eine der bekanntesten Bloggerinnen und Schriftstellerinnen in China. Sie und ihr Ehemann, der chinesischer Tibetologe Wang Lixiong, gehören zu den wenigen Stimmen innerhalb Chinas, die sich für die Anliegen der Tibeter einsetzen. In ihrem Blog Unsichtbares Tibet schreibt Woeser zum Beispiel über die Selbstverbrennungen von Tibetern und die Zerstörung der Altstadt von Lhasa durch Bauprojekte.
Die Bloggerin ist in Lhasa geboren. Doch als sie 2003 Notes on Tibet veröffentlichte, ein Buch über die tibetische Geschichte, Religion und politische Tradition, hat sie die chinesische Regierung gezwungen, aus Gründen der „Umerziehung“ nach Beijing zu ziehen. Seitdem steht sie immer wieder unter Hausarrest und wird verhört.
Als sie im März den vom US-Außenministerium vergebenen Preis „International Women of Courage“ entgegennehmen wollte, verweigerten die Behörden in Peking ihr den Reisepass. Doch so leicht lässt sich Woeser nicht einschüchtern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern