Mehr russisches Erdgas für China: Xi und Putin für neue Pipeline

Wohin mit dem russischen Erdgas, wenn es nicht mehr in Europa verbraucht wird? Putin und Xi wollen dafür den Bau einer neuen Pipeline beschleunigen.

XI Jinping und Wladimir Putin schütteln sich die Hände

XI Jinping und Wladimir Putin beim Pipeline-Shakehand Foto: Sergei Guneev/reuters

KYJIW taz | Russland und China wollen ihre gemeinsame Gas-Pipeline „Kraft Sibiriens 2“ (Siberia 2) zügig fertigstellen. Das haben Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping bei ihrem Gespräch im Rahmen des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit im kasachischen Astana vereinbart. Gleichzeitig haben sie von Astana aus ihre jeweiligen nationalen Baufirmen angewiesen, die Pipeline „Siberia 2“ so „schnell wie möglich“ fertig zu stellen. Bislang war eine Inbetriebnahme im Jahr 2030 avisiert. Lange hatte der Bau des Riesenprojekts in Frage gestanden. Peking hatte von Moskau gefordert, die gesamten Baukosten zu übernehmen. Nun scheinen die Differenzen behoben worden zu sein.

Die Pipeline „Siberia“ liefert seit 2022 insgesamt 2.200 Kilometer durch russisches Gebiet Gas direkt nach China. Durch diese Pipeline mit einer Kapazität von 61 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr sollen im Rahmen eines 2014 zwischen Russland und China geschlossenen 30-jährigen Liefervertrages künftig jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China fließen.

Die Kosten betrugen mit umgerechnet rund 55 Milliarden Euro etwa das Fünffache der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die im September 2021 fertiggestellt und ein Jahr später von Unbekannten gesprengt wurde. Damit nicht genug. Nun ist eine zweite Pipeline, die „Kraft Sibiriens 2“, in Planung. Und diese soll jährlich weitere 50 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach China transportieren. Zum Vergleich: Deutschland hat im vergangenen Jahr insgesamt 75 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht.

Zeitpunkt und Ort der Bekanntgabe einer beschleunigten Fertigstellung von „Kraft Sibiriens 2“ sind nicht zufällig gewählt, sieht sich doch die 2001 von Russland und China gegründete „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ als Gegengewicht zu EU, USA und der Nato.

Vertrag zum Gastransit läuft aus

Am 31. Dezember dieses Jahres läuft der russisch-ukrainische Vertrag zum Transit russischen Gases durch die Ukraine nach Westeuropa aus. Und weder in der Ukraine noch in Europa ist man aus politischen Gründen an einer Verlängerung dieses russischen Gastransits interessiert.

Die Ukraine prüft nun die Möglichkeit, aserbaidschanisches Gas durch ihr Gebiet in die EU zu pumpen, wenn das Transitabkommen mit Gazprom Ende dieses Jahres ausläuft. So zitiert die aserbaidschanische Nachrichtenagentur media.az den ukrainischen Präsidenten Selenski aus dessen Interview für die Nachrichtenagentur Bloomberg. „Es werden jetzt alternative Schritte erwogen, wie wir die Pipeline mit einem anderen Gaslieferanten, mit einem anderen Land, nutzen können“, so Selenski.

Und so zeigen Putin und Xi mit der Bekanntgabe einer beschleunigten Fertigstellung von „Kraft Sibiriens 2“ nicht nur, dass Russland und China angesichts des westlichen Versuchs, langfristig auf russisches Gas ganz zu verzichten, einen Plan B haben.

Die Vereinbarung bestätigt auch das Bild, das der Gipfel von Astana in die Welt senden wollte: Wir sind ein Gegengewicht zur europäisch-amerikanisch dominierten Weltordnung – und wir werden immer stärker. Die Potentaten freuten sich über das neue Mitglied Belarus, waren stolz auf den Besuch der Staatschefs von Aserbaidschan, Katar, der Mongolei, den Vereinten Arabischen Emiraten, Turkmenistan und der Türkei.

Und so ganz nebenbei konnte Putin, der sich von Xi als „alter Freund“ anreden ließ, demonstrieren, dass er nun wirklich kein Paria der Weltgemeinschaft ist und die westlichen Sanktionen ihn nun wirklich nicht kratzen. Bereits im Vorfeld des Gipfels, so berichtet das vom US-Kongress finanzierte Radio Free Europe/Radio Liberty, hatte Putin von „neuen Systemen bilateraler und multilateraler Garantien für die kollektive Sicherheit in Eurasien“ wie beispielsweise der Schanghaier Organisation gesprochen, mit deren Hilfe man „die militärische Präsenz externer Mächte in der eurasischen Region schrittweise abbauen“ könne.

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