Mehr Geld für Fußballerinnen bei WM: Geiz ganz ungeil
Die Fußballerinnen erhalten bei der WM 2023 Rekordprämien. Erstmals zahlt die Fifa direkt an sie. Einen TV-Blackout wird es nicht geben.
Lea Schüller postet gerade Urlaubsfotos. Die Torjägerin vom FC Bayern gehört zu jenem Quintett, dass von ihrem Arbeitgeber gezwungen wurde, die Erholungsphase bis zum 23. Juni auszudehnen, obwohl drei Tage vorher das erste Trainingslager der Frauen-Nationalelf in Herzogenaurach für die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) losgeht. Die Münchner Fraktion fehlt beim Start der Vorbereitung.
Immerhin ist ohne Zutun des DFB mit der Prämienfrage ein anderes heikles Thema gelöst. Hier hat der Weltverband Fifa eine Regelung vorgestellt, die eine bahnbrechende Neuerung bedeutet: Die Fifa selbst schüttet 110 Millionen Dollar Preisgeld aus – bei der WM 2019 in Frankreich waren es 30 Millionen. Davon geht mehr als die Hälfte zweckgebunden direkt an die Spielerinnen, was auch die Spitzenfunktionäre des DFB in der Größenordnung überrascht hat. Es ist eine Annäherung an die Prämienzahlungen bei den Männern. Bei der WM in Katar wurden 440 Millionen Dollar verteilt.
Die Fifa garantiert jeder Fußballerin unabhängig vom Abschneiden 30.000 Dollar (28.000 Euro). Für das Achtelfinale, das die deutschen Fußballerinnen in der Vorrundengruppe gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea erreichen dürften, sind schon 60.000 Dollar sicher. Als Weltmeisterin würde jede 270.000 Dollar einstreichen. Zuvor hatte jeder Verband die Prämie selbst mit seinen Spielerinnen ausgehandelt.
Wenn das deutsche Team komplett ist, wird es dazu, wie der DFB bestätigte, nach einer Sitzung mit dem Mannschaftsrat eine offizielle Sprachregelung geben. Alexandra Popp und Co können sich über eine nie dagewesene Belohnung freuen.
Lob von der Gewerkschaft
Der Weltverband lobt sich für seine „massiven Investitionen in den Frauenfußball“, die einen Quantensprung bedeuten. Die Spielergewerkschaft Fifpro, die seit Längerem für bessere Zahlungen an die Frauen kämpft, zeigte sich angetan: „Wir haben Schritte hin zu einer größeren Geschlechtergerechtigkeit in unserem Sport auf höchster Ebene unternommen.“ Vergleichsweise bescheiden sind die Erfolgsprämien für die Verbände: im Achtelfinale 1,87 Millionen Dollar, der Sieger 4,29 Millionen Dollar. Für den DFB würde so selbst der dritte WM-Titel zum Zuschussgeschäft werden, da die Kosten für Trainingslager, Reise, Equipment und Betreuerstab deutlich drüber liegen.
Etwas Bewegung kommt in den Streit um die TV-Rechte. Noch gibt es in den fünf europäischen Kernmärkten keine Einigung. Am 31. Mai traf Fifa-Präsident Gianni Infantino Vertreter der Europäischen Rundfunkunion (EBU) mit Generaldirektor Noel Curran. Danach hieß es, dass man die langjährige Partnerschaft fortsetzen und eine „faire Lösung“ finden wolle.
Die Fifa beklagt weiterhin, dass aus Italien weniger als ein Prozent, aus Frankreich oder Deutschland weniger als drei Prozent jener Summe geboten wurde, die für die Männer-WM in Katar flossen. Da ARD und ZDF für das Wüstenturnier offenbar 214 Millionen Euro gezahlt haben, kann sich jeder ausrechnen, dass das Gebot der Öffentlich-Rechtlichen bei rund fünf Millionen Euro lag. Deutlich zu wenig, findet die Fifa – und lehnte die Vergabe der Rechte ab.
Ein Fifa-Sprecher bestätigte jetzt, dass es trotzdem keinen TV-Blackout geben werde. Man bevorzuge zwar Übertragungen im öffentlichen Fernsehen, „aber wir können die Spiele auch bei Fifa+ zeigen“. Das ist der hauseigene Kanal des Weltverbandes, der immerhin (noch) kostenlos ist.
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky mag keine Prognose abgeben, wie das Geschacher ausgeht. Während Balkausky jüngst wieder den späten Start der Ausschreibung im Februar beklagte, streut der Weltverband mittlerweile die Information, dass es bereits im Sommer 2022 Verhandlungen mit einer Vielzahl kleinerer europäischer Länder hätte geben können – so sind Abschlüsse in Österreich oder der Schweiz zustande gekommen –, doch insbesondere deutsche Sender hätten damals abgelehnt, weil die DFB-Frauen nach einer Niederlage in Serbien im April vergangenen Jahres noch gar nicht qualifiziert waren.
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