Deutsche Fußballerinnen vor der WM: Die besseren Vorbilder

Zum Start der WM-Vorbereitung treffen die deutschen Fußballerinnen auf Vietnam. Die zuletzt fahrigen Eindrücke des Teams sollen nun korrigiert werden.

viele deutsche Fußballnationalspielerinnen schwingen beim Aufwärmen die Arme

Das DFB-Team versucht in Herzogenaurach in Schwung zu kommen Foto: Harry Koerber/imago

Es sind vertraute Lauf- und Fahrwege, die die deutschen Fußballerinnen am Stammsitz des größten deutschen Sportartikelherstellers vorfinden. Das „World of Sports“ genannte Gelände ist so weitläufig, dass die Spielerinnen zwischen den Wohneinheiten und dem Trainingsplatz im Adi-Dassler-Stadion ein Fahrrad nehmen. Auf den fast 60 Hektar in Mittelfranken entstand bereits im vergangenen Sommer jener „Geist von Herzogen­aurach“, der das Team bei der EM in England bis ins Finale trug. Jene damals erzeugte Aufbruchsstimmung hält im Grunde bis heute an.

Doch dass die DFB-Frauen deswegen bei der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) gegen die von den Männern erzeugte Endzeitstimmung anspielen, könne man sich abschminken. Alexandra Popp sprach von einer „dämlichen Frage“, als sie auf der ersten Pressekonferenz der WM-Vorbereitung erklären sollte, ob sie und ihre Mitspielerinnen das von Joshua Kimmich und Kollegen erzeugte Vakuum füllen sollten. Solche Quervergleiche haben selten funktioniert, aber befeuert der Verband nicht selbst gewisse Parallelen?

Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dieser Tage an der Zentrale in Frankfurt die WM-Kampagne vorstellte, stand auf dem Plakat der etwas sperrige, durchaus patriotische Slogan: „Wir, die mit Stolz für unser Land spielen. Und um den 3. Stern.“ DFB-Geschäftsführer Holger Blask erklärte dazu, die Spielerinnen „als Aushängeschilder des deutschen Fußballs zu zeigen und sprechen zu lassen“. Das hörte sich vom Chefvermarkter schon so an, als würden sich die Frauen gerade besser als die Männer für repräsentative Zwecke eignen.

Mit der heiklen Prämienfrage musste sich der finanziell angeschlagene DFB nicht befassen. Die Fifa schüttet eine Rekordsumme von 103 Millionen Euro Preisgeld aus. Mehr als die Hälfte gehen erstmals „zweckgebunden“ direkt an die Spielerinnen aus. Popp und Co sind unabhängig vom Abschneiden rund 28.000 Euro garantiert, der dritte WM-Sieg brächte 252.000 Euro ein. Zum Vergleich: Die DFB-Prämie für den Titel hätte vor vier Jahren 75.000 Euro betragen. „Das sind nicht die schlechtesten Zahlen“, sagte Popp. Man sei „grundsätzlich sehr zufrieden damit, was die Fifa auf die Beine gestellt hat“.

Fehleraufarbeitung auf dem Plan

Eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht, weil zwischen dem DFB und dem FC Bayern ein Streit um die Abstellung entbrannte. Die FCB-Fraktion darf erst am Freitag anreisen. Der Meister fühlte sich nicht mehr an eine schriftliche Vereinbarung mit dem DFB gebunden, die Spielerinnen bereits am 20. Juni abzustellen.

Der Hintergrund ist komplex: Erst am 17. Mai einigten sich die Europäische Klubvereinigung ECA und die Fifa auf eine zusätzliche Abstellungsphase vom 23. bis 29. Juni. Mitgewirkt an dieser „Konsensvereinbarung“ hat die stellvertretende ECA-Vorsitzende Bianca Rech, Sportliche Leiterin beim FC Bayern. Auf die ehemalige Nationalspielerin war Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mächtig sauer, denn was sollen die zehn Spielerinnen vom VfL Wolfsburg sagen, die am 3. Juni noch das Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona (2:3) bestritten haben? Die gingen später in den Urlaub, reisten aber am Dienstag an. Wolfsburgs Sportdirektor Ralf Kellermann sagte: „Das kann den hohen Ambitionen der DFB-Elf bei der WM schaden.“ Teamgeist entstehe nicht auf Knopfdruck, bemerkte Torhüterin Merle Frohms (Wolfsburg).

Trainerin Voss-Tecklenburg schaut nun nach vorne: „Wir wollen die zwei Lehrgänge bestmöglich nutzen, um an den sportlichen Themen zu arbeiten, die wir in den vergangenen Länderspielen noch nicht so gut auf dem Platz gebracht haben.“ Der 55-Jährigen konnten die teils fahrigen Vorstellungen gegen Schweden (0:0), Niederlande (1:0) und Brasilien (1:2) nicht gefallen haben. Zwei Tests gegen zwei WM-Neulinge stehen an: erst gegen­ Vietnam in Offenbach (Samstag, 18.15 Uhr/ZDF), gegen Sambia in Fürth (7. Juli, 20.30 Uhr/ARD). Von der Generalprobe erhofft sich Voss-Tecklenburg einen „emotionalen Push“.

Für die WM formuliert Popp höchste Ansprüche. „Ich möchte den Titel holen, und das möchte auch jede andere hier. Wir haben die Qualität dazu.“ Spätestens wenn die Bayern-Gruppe eingetroffen sei, versicherte sie, werde im Trainingslager „die Post abgehen“.

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