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Meduza-Auswahl 29. Mai – 4. JuniWird Malis neues Wahlsystem in Moskau ausgearbeitet?

Russland baut seinen Einfluss in Afrika aus. Damit sichert es sich Zugang zu Rohstoffen – und zu den Zirkeln der Macht.

In bester Gesellschaft: Russlands Außenminister Sergey Lawrow mit Amtskollege Abdoulaye Diop (links) aus Mali Foto: Pavel Bednyakow/reuters

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Zeit vom 29. Mai – 4. Juni 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

„Alle gegen alle“: Wie der Gefangenenaustausch abläuft

Am 2. Juni führten Russland und die Ukraine die zweite Runde direkter Verhandlungen in Istanbul. Russland versprach dabei, der Ukraine 6.000 „eingefrorene Leichen von Soldaten und Offizieren“ zu übergeben. Der Austausch solle nach dem Prinzip „alle gegen alle“ erfolgen. Außerdem bot er an, für kurze Zeit – und nicht überall – die Waffen niederzulegen, um die Leichen der Gefallenen einfacher bergen zu können. Meduza erklärt den Stand der Verhandlungen und des Austauschs auf Russisch.

Russland und die Ukraine haben außerdem vereinbart, medizinische Kommissionen einzurichten, auf deren Grundlage beide Seiten Listen für den Austausch schwerverletzter Soldaten erstellen wollen.

Bomber, Raketen, U-Boote: Was bringt das?

Am 1. Juni griff die Ukraine russische Militärflugplätze mit Hunderten von Drohnen an. Ukrainischen Medienberichten zufolge trafen die Drohnen mindestens vier verschiedene Flugplätze und zerstörten Ziele in den Regionen Irkutsk, Murmansk, Rjasan und Iwanowo. Kyjiw behauptet, 41 strategische Flugzeuge abgeschossen zu haben. Im englischsprachigen Interview erklärt Pavel Podvig, Direktor des Russian Nuclear Forces Project, die Rolle der Luftwaffe in der gesamtmilitärischen Strategie Russlands.

„Man kann Bomber, Raketen, U-Boote und andere Dinge bauen, aber letztendlich stellt sich doch die Frage: Was bringt das? Wenn man wirklich darüber nachdenkt, lautet die Antwort: Diese ganze Militärmaschinerie ist im Grunde genommen nutzlos. Wenn man auf einen Gegner trifft, der sich wirklich wehrt und Schaden anrichten kann, wird er einen Weg finden, dies zu tun“, sagt Podvig.

Moskaus Afrika-Offensive wird zum Megaprojekt

Die Außenpolitik Moskaus hat sich in den letzten Jahren ganz auf Afrika konzentriert. Dieser Wandel ist zum Teil auf wirtschaftliche Interessen zurückzuführen, darunter der Zugang zu Ressourcen wie Gold, Uran und Bauxit. Aber er hat auch politische Gründe: Nachdem Russlands Beziehungen zum Westen abgebrochen sind, versucht es nun rasch, seinen Einflussbereich auszubauen. Kreml-Vertreter werfen dem Westen häufig Neokolonialismus vor – doch ihr Vorgehen in Afrika ist selbst von Ausbeutung und Kontrolle geprägt. Meduza recherchiert, wie Russland seinen Einfluss in Afrika seit Februar 2022 ausbauen konnte (englischer Text).

Russlands Afrika-Offensive nimmt die Züge eines staatlich geförderten Megaprojekts an: Die Bedeutung, die Putin und sein innerer Kreis diesem Projekt beimessen, ist immens. Und die Beteiligung an inner-afrikanischen Prozessen wächst. So will beispielsweise das innenpolitische Team der Präsidialverwaltung Mali bei der Schaffung eines neuen Wahlsystems unterstützen.

Serbien und die Waffenlieferungen an die Ukraine

Der russische Auslandsgeheimdienst ließ am 29. Mai verlauten: Serbien liefere weiterhin Munition an die Ukraine, „entgegen der von Belgrad offiziell erklärten Neutralität“. Die Pressemitteilung selbst trägt den Titel „Serbische Rüstungsindustrie versucht, Russland in den Rücken zu fallen“. Kurz darauf erklärte der serbische Präsident Aleksandar Vučić, er habe mit Wladimir Putin gesprochen, ein Teil der Vorwürfe sei völlig falsch.

All das wirkt seltsam, sind doch die Lieferungen Serbiens an die Ukraine seit Anfang 2023 bekannt. Warum Vučić dafür aber wohl keine Konsequenzen fürchten muss, erläutert Maxim Samorukov, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Carnegie-Zentrums für Russland und Eurasien in Berlin, in einem Text für das Projekt Carnegie Politika. Meduza veröffentlicht seinen Beitrag auf Russisch.

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1 Kommentar

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  • Meduza schreibt in dem verlinkten Bericht über Russlands Einfluss auf Afrika: "Civil wars are a recurring feature of the region’s modern history" betreffend die Länder der ehemaligen französischen Kolonien.



    Hier scheint mir der Begriff der "modernen Geschichte" sehr weitgefasst, da es seit Jahrzehnten keine Bürgerkriege in diesen Ländern mehr gegeben hat. Der einzige grössere Konflikt wird von islamistischen Terrorgruppen gegen den jeweiligen Zentralstaat (v.a. in Nigeria, Mali, Niger) ausgetragen, die sicher nicht als Bürgerkriege bezeichnet werden können.



    Selbst die jüngsten Putsche in Mali, Burkina, Niger, Guinea oder Gabon sind ohne jedes Zutun von Bürgerkriegen verlaufen. Dies ist eine fundamentale Veränderung zu den 90er Jahren, als tatsächlich in mehreren Ländern blutige Bürgerkriege stattfanden. Dies sollte man durchaus positiv bewerten. Bis zur Stabilität und Demokratisierung mag noch ein langer Weg sein, aber die Abwesenheit von Krieg und Bürgerkrieg ist ein gutes Zeichen.