Meduza-Auswahl 2. – 8. Mai: Gegen die Abwertung des Rubel
Russland verlängert ein Dekret: Exporteure müssen ihre Devisen in Rubel umtauschen – zur Kursstabilisierung. Klappt das?
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Woche vom 2. Mai bis zum 8. Mai 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Wie das „Team Nawalny“ weitermacht
Das Exilmedium erzählt, wie das Team des Oppostionspolitikers Alexei Nawalny arbeitete, während er im Gefängnis saß – und was sich seit seinem Tod geändert hat (russischer Text). In einem großen Hintergrundbericht wirft Meduza einen Blick auf die Arbeit der Stiftung Nawalnys zur Korruptionsbekämpfung – und darauf, wie sie das Vermächtnis Nawalnys künftig hochhalten will.
„Ich hoffe, dass Julija Nawalnaja eine vereinigende Führungspersönlichkeit für die gesamte russische Opposition werden kann“, sagt Maxim Katz, ein populärer YouTube-Blogger und russischer Oppositionspolitiker, über die Ehefrau von Alexei Nawalny. Kats fordert Nawalnaja auf, sich auf die Oppositionsarbeit und den Kampf gegen Putin zu konzentrieren.
Ein Mitglied einer Untergrundorganisation in Russland, das anonym bleiben möchte, schätzt die politischen Aussichten des Team Nawalny ohne seinen Gründer und langjährigen Kopf aber eher schlecht ein. „In der gegenwärtigen Situation ist die Organisation leider am Nullpunkt, um es milde auszudrücken. Alle lieben Nawalny – aber seine Stiftung zur Korruptionsbekämpfung nicht mehr. Obwohl sie Nawalnys Lebensprojekt ist, ist die Unterstützung für die Organisation unter den politischen Aktivisten der Opposition in Russland stark zurückgegangen“, argumentiert er.
Russland macht Jagd auf Künstlerinnen
Vor etwa einem Jahr, am 5. Mai 2023, schickte ein russisches Gericht die Regisseurin Schenja Berkowitsch und die Dramatikerin Swetlana Petritschuk in Untersuchungshaft. Der Grund: In ihrem Theaterstück und ihrer Performance „Finist, the brave Falcon“ hätten die beiden Terrorismus gerechtfertigt. Meduza erzählt die Geschichte der beiden Künstlerinnen (russischer Text). Am 19. Februar 2024 genehmigte die Staatsanwaltschaft schließlich die Anklage gegen die beiden bereits in Untersuchungshaft Sitzenden. Der Fall wurde an das Militärgericht weitergeleitet, das für Terrorismusfälle zuständig ist.
Im vergangenen Jahr wurde „Finist, the brave Falcon“ zu einem der beliebtesten zeitgenössischen Theaterstücke in russischer Sprache. Kritiker:innen, Forscher:innen und Künstler:innen sprechen zunehmend von Berkowitsch und Petritschuk als Schlüsselfiguren der zeitgenössischen russischen Kunst.
Die Sprache der Kolonialpolitik
Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat das neue kirgisische Staatssprachengesetz kritisiert, das allen Regierungsangestellten die Beherrschung der kirgisischen Sprache vorschreibt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein russischer Beamter gegen die kirgisische Sprachenpolitik ausspricht.
Meduza berichtet, wie die russische Sprache von Moskau als Instrument der Einflussnahme in Zentralasien genutzt wird (englischer Text).
Kirgistan und das Nachbarland Kasachstan sind unter den fünf zentralasiatischen Ländern die mit dem höchsten Anteil an russischsprachigen Menschen und ethnischen Russen im Land. Viele ethnische Kirgisen und Kasachen verwenden Russisch auch deshalb als ihre Hauptsprache – und wegen des Erbes von mehr als einem Jahrhundert Kolonialpolitik unter dem Russischen Reich und später der Sowjetunion.
Russisch fungiert oft als praktische Lingua franca, welche die Kommunikation zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in beiden Ländern erleichtert. In den großen Städten und Wirtschaftszentren ermöglichen fließende Russischkenntnisse oft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig haben sowohl Kasachstan als auch Kirgistan seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 aktiv an der Wiederbelebung ihrer Landessprachen gearbeitet.
Zwangsumtausch zur Stabilisierung der Währung
Ende April verlängerte die russische Regierung ein Dekret, das Exporteure verpflichtet, den Großteil ihrer Deviseneinnahmen auf dem Inlandsmarkt in Rubel umzutauschen. Offiziell zielen diese Maßnahmen darauf ab, „die Stabilität des Wechselkurses zu erhalten“.
Doch trotz dieser Bemühungen zeichnen die Prognosen für den Rubel ein düsteres Bild. Zwar hat sich die Währung bei etwa 90 Rubel pro Dollar einigermaßen stabilisiert, doch selbst das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung rechnet mit einer möglichen Abschwächung auf 100 Rubel pro Dollar im nächsten Jahr.
Meduza erklärt, was Russland zur Bekämpfung der Rubelabwertung unternimmt und wie Wirtschaftswissenschaftler die Wirksamkeit dieser Maßnahmen einschätzen (englischer Text).
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