Maskenpflicht im Zug: Bahn lehnt Strafen ab
In den Zügen der Deutschen Bahn gilt die Maskenpflicht. Hart eingreifen will die Bahn jedoch nicht, sie weist die Verantwortung von sich.
Die Bahn will Passagiere, die in ihren Zügen keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, nicht bestrafen. „Die Pflicht, eine Maske zu tragen, ist eine Vorgabe der Behörden – nur diese können sie letztendlich auch durchsetzen“, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage der taz mit.
Übersetzt heißt das: Die Bahn setzt auf das Verständnis ihrer Kunden. Falls ein Mitarbeiter auf einen Fahrgast aufmerksam wird, der keine entsprechende Schutzmaske trägt, werde dieser „freundlich darauf hingewiesen“ – dabei bleibt es aber auch. Bei Konflikten werde notfalls die Bundespolizei hinzugerufen, so der Sprecher.
Auf ihrer Internetseite weist die Bahn hingegen ausdrücklich darauf hin, dass sowohl in Regionalzügen als auch in Fernverkehrszügen eine Maskenpflicht gelte. Davon ausgenommen seien lediglich Kinder unter sechs Jahren und Reisende, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Außerdem dürften Passagiere ihre Maske abnehmen, wenn sie essen oder trinken wollen.
Warum also greift die Bahn bei Verstößen gegen die Maskenpflicht nicht härter durch? Schließlich hat sie in ihren Zügen ein Hausrecht – das heißt, sie kann Passagiere vor die Tür setzen, wenn diese sich nicht an die Regeln halten und zum Beispiel ohne Fahrschein fahren. Die Bahn jedenfalls beruft sich darauf, dass das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung nicht Bestandteil ihrer Beförderungsbedingungen sei – weil dies staatlich verordnet ist. Das Hausrecht greife also in diesem Fall nicht.
Grundsätzlich herrsche bei den Reisenden ohnehin „große Besonnenheit“, was die Maskenpflicht angeht, so der Bahnsprecher. Ähnliches berichtet auch der Fahrgastverband Pro Bahn – wobei es immer wieder Ausnahmen und Verstöße gebe, sagt der Vorsitzende Karl-Peter Naumann.
Er sieht die Probleme bei der Umsetzung der Maskenpflicht ohnehin woanders: Denn diese gilt nicht nur in den Zügen, sondern auch im Bahnhof und an den Bahnsteigen. „Vielen Menschen ist das nicht bewusst“, sagt Naumann. Gerade an Knotenpunkten und auf großen Bahnhöfen, an denen Abstand halten schwierig ist, sollte die Bahn deshalb vermehrt kontrollieren und die Menschen auf die Maskenpflicht hinweisen, fordert er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen