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Maskenpflicht an Berliner SchulenHauptsache, nicht nach Hause

Ab Mittwoch gilt eine verschärfte Maskenpflicht ab der 7. Klasse und ein gestaffelter Schulbeginn: Ein letzter Versuch, den „Regelbetrieb“ zu retten.

Gilt für ältere SchülerInnen in Berlin ab Mittwoch während des ganzen Schultags: die Maskenpflicht Foto: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin taz | Die Schulen müssen offen bleiben, so lange es angesichts steigender Infektionszahlen geht: Wenn es ein Mantra gibt, das die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) seit Wochen gebetsmühlenartig wiederholt, dann ist es dieses. Sie ist dabei keinesfalls allein, sondern weiß die KultusministerInnen der Länder und auch den Berliner Senat auf ihrer Seite – immerhin war die Entscheidung im Oktober, die Gastronomie und Kultur erneut in den Lockdown zu schicken, auch eine Entscheidung, das mit den Schulen eben genau nicht zu tun.

Diese Entscheidung wackelt nun. Die Infektionszahlen sinken nicht schnell genug, tatsächlich tritt man eher auf der Stelle – und was die Belegung der Intensivbetten angeht, bewegt sich die Berliner Corona-Ampel eher von derzeit noch Gelb (22 Prozent mit Covid-PatientInnen belegt) auf Rot zu (ab einem Wert von 25 Prozent), als dass eine Entspannung absehbar wäre.

Also müssen noch mehr Kontakte reduziert werden, und in den Schulen gibt es da noch Spielraum. In einer Vorlage für eine Schalte zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den MinisterpräsidentInnen am Montagnachmittag ist von einer grundsätzlichen Maskenpflicht für alle SchülerInnen die Rede. Auch ein Zurück zum Wechselbetrieb aus Homeschooling und Präsenz in der Schule mit verkleinerten Klassen, um Abstandsregeln wieder einhalten zu können, soll diskutiert werden – die Lehrergewerkschaft GEW, Lehrerverbände und Schulleitungen fordern das seit Tagen mit zunehmender Lautstärke.

Auch wenn bei der Schalte am Montag dann doch noch keine konkreten Beschlüsse zu den Schulen gefasst werden sollten, man also offenbar doch erst mal noch abwarten will: Scheeres hatte bereits am Freitagabend angekündigt, dass ab Mittwoch sowohl eine grundsätzliche Maskenpflicht für alle Kinder und Jugendlichen aber der 7. Klasse gilt, und zwar sowohl auf dem Pausenhof wie auch im Unterricht. Außerdem soll an Sekundarschulen und Gymnasien der Unterricht versetzt beginnen, damit sich nicht so viele SchülerInnen im Bus drängeln. „Das ist in der aktuellen Situation ein weiterer wichtiger Schritt, den Regelunterricht unter Pandemiebedingungen aufrechterhalten zu können“, hatte die Senatorin den Schritt kurz vorm Wochenende kommentiert.

Verschärfung der Maskenpflicht

Das heißt auch: Scheeres will unbedingt weiter am „Regelunterricht“ festhalten. Die Verschärfung der Maskenpflicht und der entzerrte Schulbeginn sind auch ein Fingerzeig in Richtung Merkel und MinisterpräsidentInnen, es erst mal so weiter zu versuchen – statt den Schulen zu erlauben, in den „Wechselbetrieb“ aus Homeschooling und halbierten Klassen zurückzukehren. „Da haben wir die Befürchtung, auch nach den Erfahrungen im Frühjahr, dass zu viele Schülerinnen und Schüler nicht gut erreicht werden“, sagt auch Scheeres' Sprecher am Montag der taz.

Zwar seien einige Schulen sicher gut in der Lage, auf digital gestütztes Homeschooling umzustellen, „viele eben aber auch noch nicht“. Allerdings, so der Sprecher weiter, gebe es durchaus für Schulen, die das wollten, schon jetzt die Möglichkeit, „als Modellprojekt für einige Tage in der Woche“ in den Wechselbetrieb zu gehen. Nur ein grundsätzliches „Umstellen“ wolle man vermeiden.

Der Landeselternausschuss kritisierte, man fordere seit dem Frühjahr „Pop-up-Lösungen“ für Breitband-Internet-Zugänge an den Schulen, die aber „immer noch nicht umgesetzt sind.“ Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses, sagte, er erwarte jetzt auch eine „dringende Klärung, wie und wo Pausen vom Tragen einer Mund-Nasenschutz-Bedeckung möglich sind, um frische Luft schnappen zu können“, wenn die Maskenpflicht ab der 7. Klasse ab Mittwoch greift. Aus der Bildungsverwaltung hieß es, auf dem Schulhof und beim Mittagessen „könne auch mal die Maske abgelegt und durchgeatmet werden“, sofern ein 1,5-Meter-Abstand möglich sei.

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