Manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen: VW im Visier der Ermittler
Der Skandal um Manipulationen bei Abgastests in den USA hat die VW-Aktie abstürzen lassen. Dem Konzernchef Winterkorn wird ein Rücktritt nahegelegt.
Die Volkswagen-Aktie ging angesichts des Skandals auf Talfahrt. Bereits kurz nach Handelsbeginn büßte die Aktie gut 13 Prozent ein, im Laufe des Vormittags gar mehr als 20 Prozent. Zeitweilig notierte das Wertpapier bei unter 130 Euro.
Die Anleger reagierten damit auf den Skandal um manipulierte Abgaswerte, der am Freitag bekannt geworden war. Nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA entwickelte Volkswagen eine Software, mit der Vorgaben zur Luftreinhaltung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos erfüllt wurden.
Der Autoexperte Dudenhöffer schloss in der FR nicht aus, dass auch hiesige Modelle mit der Software ausgestattet sein könnten. „Wenn ein Weltkonzern auf einem so wichtigen Markt wie dem nordamerikanischen die Werte manipuliert, dann sollte dringend überprüft werden, ob das nicht auch bei uns geschehen ist“, sagte Dudenhöffer. Volkswagen hat wegen der von den US-Behörden festgestellten Verstößen eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben.
Ähnliche Manipulationen bei Daimler und Porsche
Der Skandal ist für VW laut Dudenhöffer eine „Imagekatastrophe par exellence“. Auch der Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sprach von einem „großen Schaden“ für VW. Er rühre „am Kern des Images“ des Autobauers und habe das Vertrauen beschädigt, sagte Bratzel der Nachrichtenagentur AFP. Nun komme die Frage auf, ob die Manipulationen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa Praxis gewesen seien.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft auch Daimler und Porsche ähnliche Manipulationen vor. „Auch die in Stuttgart ansässigen Hersteller programmieren ihre Autos so, dass diese erkennen, wenn Sie auf einem Abgasprüfstand stehen. Nur dann halten Sie die Grenzwerte ein“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch der Stuttgarter Zeitung. Selbst die modernsten Diesel-Autos würden die Luft „ähnlich stark“ vergiften wie „15 Jahre alte Fahrzeuge“. Weder Daimler noch Porsche äußerten sich auf Anfrage zu den Vorwürfen.
Der Skandal kommt Volkswagen teuer zu stehen. Neben dem Imageschaden, dem Verlust an der Börse und den Kosten für die Nachbesserungen an den Autos drohen dem Hersteller in den USA Strafzahlungen. Laut US-Medienberichten könnte auf Volkswagen eine Strafe von 33.250 Euro pro Fahrzeug zukommen – und damit insgesamt etwa knapp 16 Milliarden Euro.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden