Mangel an Kitaplätzen in Berlin: Navigator ins Nichts
Mit dem Kita-Navigator sollte die aufwändige Suche nach einen Platz in Berlin leichter werden. Doch das Versprechen wird nicht eingelöst.
Eltern bekämen bei telefonischer Nachfrage immer wieder die Antwort, dass Plätze schon seit Wochen vergeben seien. Die Bildungsverwaltung spricht hingegen von einer „tagaktuellen und zuverlässigen Quelle“ für die Anzeige von Angeboten und freien Kita-Plätzen.
Anhand eines Ampelsystems zeigt der Navigator, welche der rund 2.800 gelisteten Kitas freie Plätze haben. Außerdem können Eltern sich über pädagogische Konzepte, Anzahl der Plätze und Adressen einen Überblick verschaffen und einen Kitagutscheine beantragen. Der Navigator ist jedoch keine zentrale Platzvergabe. Die Entscheidung, ob ein Kind in einer Kita aufgenommen wird, treffe weiterhin die Kitas selbst.
Ein weiteres Problem sei, dass Kitas oftmals die Anfragen von Eltern nicht beantworten. Eine Kitaleitung habe zum Beispiel berichtet, dass dafür nicht genügend Personal da sei. „Die Begleitumstände mindern daher die Effektivität des eigentlich praktischen Tools Kita-Navigator erheblich“, so Kettgen-Hahn.
Eine Neuköllner Kitaleiterin berichtet ebenfalls, für ihre Kita würden freie Plätze angezeigt, obwohl keine vorhanden seien. Sie setze bei der Auswahl der Kinder nach wie vor auf Vorgespräche mit den Eltern und die Kontaktdaten in ihrem Karteikasten.
Die Kitas antworten nicht
Kaum eine Hilfe war der Navigator auch für Fauziye Nasreddine, Mutter zweier Kinder. „Ich habe zehn Kitas über den Navigator angeschrieben und leider keine Antwort von einer der Kitas bekommen“, so die Wilmersdorferin. Einige ihrer Anfragen seien ohne Angabe von Gründen gelöscht worden. Sie habe nur automatisch erstellte Textbausteine in ihrem Postfach vorgefunden und die Suche auf diesem Wege aufgegeben, da die Zahl der möglichen Anfragen ohnehin auf zehn beschränkt sei.
Was der Navigator das Land Berlin koste, lasse sich nicht beziffern, da er ein Teil der gesamten IT-Landschaft der Berliner Kinder- und Jugendhilfe sei, erklärt eine Sprecherin der Bildungsverwaltung. „Die Funktionen und Schnittstellen sind schwer abzugrenzen und finanziell als Einzelposten zu beziffern“, erläutert sie.
Unabhängig von der Möglichkeit einer Anfrage über den Navigator bestünden nach wie vor die Möglichkeiten zur telefonischen und/oder persönlichen Kontaktaufnahme mit den favorisierten Einrichtungen, erklärt Martin Klesmann, Sprecher der Bildungsverwaltung.
Besser wieder klassisch Klinkenputzen
Fauziye Nasreddine setzt mittlerweile auf direkte Mails und Anrufe. „Ich habe mehrere Kitas in meiner Nachbarschaft kontaktiert und stehe auf drei Wartelisten“, so die 33-Jährige, die für ihren einjährigen Sohn einen Platz sucht. Sie stehe allerdings nicht so unter Zeitdruck wie andere Eltern.
„Weil ich weiß, welch eine Tortur die Kitasuche sein kann, habe ich mir vorsorglich zwei Jahre Elternzeit genommen“, so die Berlinerin. „Es gibt einfach zu wenig Kitaplätze“, sagt die Mutter. Für ihren fünfjährigen Sohn musste sie bereits lange suchen und fand nur einen Kitaplatz in Neukölln – eine Stunde entfernt von Zuhause.
„Es müssen stets sehr viele Kitas angeschrieben werden – 10 bis 20, manchmal mehr“, sagt Anja Kettgen-Hahn. Meistens klappe es nach dieser nervenaufreibenden Phase jedoch, einen Platz im näheren Umfeld zu bekommen, wenn auch nicht unbedingt in der Wunsch-Kita.
In Berlin fehlen trotz des massiven Kita-Ausbaus laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung im kommenden Jahr rund 17.000 Kita-Plätze. Um den Betreuungsbedarf zu decken, müssten weitere 3.800 Fachkräfte eingestellt werden. Doch fehlende Plätze sind nicht das einzige Problem. Laut Studie werden 77 Prozent der Kita-Kinder in Berlin in Gruppen betreut, deren Personalausstattung nicht kindgerecht ist – bundesweit liegt der Wert bei 68 Prozent.
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