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Manchester City im NiedergangDie Pep-Aura ist kaputt

Manchester City scheidet gegen Real Madrid aus der Champions League aus. Das Team von Pep Guardiola setzt einen tristen Schlusspunkt unter eine Ära.

Kraftlos: Pep Guardiola kann nichts mehr zum Guten bewegen Foto: Violeta Santos Moura/Reuters

Englische „Supporter“ gelten als besonders treu und optimistisch selbst unter widrigen Umständen. Doch bei Manchester Citys Champions-League-Ausscheiden am Mittwoch in Ma­drid hatten viele schon nach einer guten Stunde genug. In signifikanter Stärke verließen sie den Gästeblock im Estadio San­tia­go Bernabéu. Beim Schlusspfiff waren die City-Plätze allenfalls noch zur Hälfte besetzt.

Die Deserteure verpassten ein Schaulaufen und Scheibenschießen von Titelverteidiger Real unter fröhlichem Johlen des Heimpublikums. Die City-Profis waren nur noch darauf aus, den Schaden nach drei formidablen Treffern von Neo-Galáctico Kylian Mbappé nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Für alles andere wirkten sie viel zu müde. Erst in der Schlussminute zeigte das Starensemble mal so etwas wie Brillanz in Gestalt eines Lattenfreistoßes des gerade aus Frankfurt gewechselten Omar Marmoush. Per Nachschuss des ebenfalls frisch verpflichteten Nico González (Porto) gelang so noch das verhältnismäßig freundliche Endergebnis von 1:3.

Rund 250 Millionen Euro kostete Citys Winterpaket zur Krisenbekämpfung insgesamt, doch im Bernabéu war es egal, ob neu oder bekannt, ob jung oder alt. Das Team von Pep Guar­dio­la setzte einen ausnehmend tristen Schlusspunkt unter eine Ära, in der es nicht nur sechs englische Meisterschaften gewann, sondern auch regelmäßig um den Europapokaltitel mitspielte. „Nichts ist ewig“, erklärte Guardiola nach dem Match. Das Fußballgenie aus Katalonien hatte nichts anderes erwartet als ein Scheitern. Schon vor dem Match räumte er seiner Elf „ein Prozent Chance“ auf den Achtelfinaleinzug ein. Seit Monaten lebt Guardiola mehr Resignation vor als Hoffnung.

Wie zur Untermalung der häufigen Beteuerungen des Coachs, wonach Manchester noch neu unter Europas Fußballgrößen sei, ergab sich sein Team ohne jeden Rebellionsgeist. Der Trainer verzichtete trotzdem auf Kritik; ob es um das schwache Match im Besonderen ging oder die endende Epoche im Allgemeinen. Die Ausbeute von einem Cham­pions-­League-Titel aus neun Jahren City-Amtszeit erklärte er unter Hinweis auf den Parvenü-Status vielmehr zum Erfolg. „Wir waren unglaublich“, sagte er im Pressesaal. „We’re fuckin’ shit“, sangen draußen die City-Fans.

Wie weg von der reinen Lehre?

Es wird sich zeigen, wie viel Schaden die Pep-Aura des Unantastbaren in dieser Gruselsaison noch nehmen wird. Fürs Erste schützt der Coach auch deshalb die Spieler, weil er sich verantwortlich für die Misere fühlt. Jenseits von Schicksalslaunen wie des Kreuzbandrisses von Weltfußballer Rodri fehlen der Mannschaft die körperlichen Grundlagen wie die taktische Variabilität. „Ich bin nicht gut genug“ – dieser Satz Guardiolas während einer Niederlagenserie vor Weihnachten wurde ihm damals größtenteils als Koketterie ausgelegt. Es geht immerhin um den wohl stilprägendsten Trainer der neueren Fußballgeschichte. Doch was wenn er ihn ernst meinte?

Guardiola müsste Improvisationstalent beim Abweichen von jener reinen Lehre beweisen, die seine Spieler derzeit nicht umsetzen können. Und scheitert seit Monaten daran, wie er selbst sagt, „Stabilität“ zu vermitteln. Der Coach wirkt nicht weniger ausgebrannt als sein Team.

Eigentlich wollte er nach dieser Saison bei Manchester aufhören. Wie es heißt, wird er es nur deshalb nicht tun, weil er dem Verein angesichts des bevorstehenden Abgangs des langjährigen Sportdirektors Txiki Begiristain und der Ungewissheit über den Ausgang eines Betrugsverfahrens der Premier League nicht noch eine Trümmertruppe hinterlassen will. Aber sind ehrenwerte Motive immer die richtigen Ratgeber?

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2 Kommentare

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  • Wäre Guardiola nicht Guardiola, man hätte ihn für derlei Larmoyanz schon längst achtkantig rausgeworfen. Die Scheichs haben unfassbare Summen in diese Truppe gedonnert, Haaland wird auch bei übelstem Kauf- und Drogenrausch Mühe haben, die Summen, die er verdienen wird (vermutlich vergleichbar mit dem Staatshaushalt von Hessen) unter die Leute zu bringen. Dafür ist die Bilanz dann doch sehr überschaubar, vor allem in der CL.



    Es ist wie in Paris, nur mit unfassbaren Summen um sich zu werfen reicht nicht, es gehören Spirit, Zugehörigkeit zum Verein und ein klares taktisches Konzept dazu. Paris und City sind am Ende Söldnertruppen, denen der Verein letztlich wurscht ist, das hindert sie an der absoluten Topleistung.

  • Es wird andere Vereine geben, die wieder durch Milliarden gefüttert werden, die werden wieder super Spieler und super Trainer haben und Erfolg haben oder ncit und dann werden sie wieder verblassen und dann wird es wieder neue . . . . .