Finale der Champions League: Der Cup des schönen Spiels

Vor dem Endspiel zwischen Manchester City und Chelsea wird über Sport geredet. Die Kritik am überdehnten Fußballbusiness ist plötzlich ganz leise.

Ein überdimensionaler Chamions-League-Poikal in Portos Altstadt

Größer geht's nicht: Die wichtigste Trophäe im Klubfußball in der Finalstadt Porto Foto: ap

Endlich wieder Fußball! Das bedeutendste Spiel im Klubfußball dieses Planeten steht an. Im Finale der Champions League treffen Manchester City und der FC Chelsea aufeinander. Schon vor den Anpfiff wird geschwärmt. Es muss einfach ein Leckerbissen werden, wenn die Taktikfanatiker Pep Guardiola und Thomas Tuchel zwei Teams auf den Platz stellen, in denen ein Haufen der besten Kicker der Welt versammelt sind.

Die Geschichte, wie sich die beiden Übungsleiter, der eine schon ein Startrainer, der anderen noch im Werden, einst in München in einer Schnöselbar getroffen haben, um mit Salz- und Pfeffertreuern taktische Formationen darzustellen und zu diskutieren, wird noch einmal neu erzählt. Sie soll der Hoffnung auf einen großen Fußballabend Nahrung geben. Diese Hoffnung ist es, die das große Fußballbusiness antreibt.

Der andere Fußball mag echter sein, existenzieller. Ein eigentlich unansehnliches Duell um den letzten noch freien Platz in der Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und Holstein Kiel kann seine Faszination haben. Wer guten Fußball sehen will, der sollte sich ein solches Spiel gar nicht erst antun.

Mit jeder Diskussion über die genialen Spieleröffnungen eines Ilkay Gündogan, die spielentscheidenden Pässe von Kevin de Bruyne oder die bisweilen gespenstische Omnipräsenz von N'Golo Kanté wird das Geraune über die Geldmaschine Champions League, die in der Lage ist, den Wettbewerb in nationalen Ligen regelrecht zu zertrümmern, leiser. Wenn eine taktische Umstellung das Spiel entscheiden sollte, dann überdeckt das Staunen über eine geniale Trainerentscheidung schnell jede Kritik am entfesselten Fußballbusiness.

Teures Vergnügen

Und es ist ja auch wirklich so: Das gute Spiel ist billig nicht zu haben. Ein echter Fan mag sich nicht daran stören, wenn seine Mannschaft mit Grätschen, Kick und Rush um den Klassenerhalt in der dritten Liga kämpft. Diejenigen, die sich Fußballspiele ansehen, weil sie sich sportlich verwöhnen lassen wollen, werden sich mit Grauen von solcherart Gebolze abwenden.

Eine Handvoll herausragender Spiele im Jahr, ein Dutzend genialer Aktionen von Superstars wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo in der Champions League haben irre Reichweiten. Die besten Szenen des Wettbewerbs verbreiten sich über die großen Sportportale in Windeseile über den ganzen Kontinent und die Welt. Kein Wunder, dass sich schnell Sponsoren finden, die das Spektakel mit Geld zuschütten, dass Milliardäre wie Chelseas Roman Abramowitsch oder Emirate wie Abu Dhabi, dem Manchester City gehört, die Liebe der Fußballwelt kaufen wollen. Ihr Glauben daran, dass ein wenig Glanz vom großen Fußball auch auf sie abfärbt, reicht, um Hunderte von Millionen Euro zu bewegen.

Wenn das Spiel schön ist, das zeigt die Erfahrung, dann verstummen schnell auch die Diskussionen darüber, dass der Erfolg, den sich Manchester City erkauft hat, doch eigentlich gegen die Regeln der Uefa mit dem schönen Namen Financial Fairplay verstößt. Vor dem Finale stört sich kaum jemand daran, dass die Citizens eigentlich gar nicht am Wettbewerb hätten teilnehmen dürfen, weil der Klub so getan hat, als wären die geschenkten Emiratsmillionen ganz normale Sponsorengeschäfte.

Das Internationale Sportschiedgericht Cas hat den von der Uefa beschlossenen Ausschluss des Klubs aus dem europäischen Wettbewerb kassiert, weil die Uefa ihre Regeln mit einer so kurzen Verjährungsfrist versehen hat, dass man nicht wirklich deswegen belangt werden kann.

Vor dem Endspiel, das am Samstag in Porto vor 16.000 Zuschauern stattfinden wird, spricht niemand darüber. Es geht um das Spiel. Es soll schön werden.

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