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Managementfehler bei GM und Opel„Angststrategie“ von General Motors

Die NRW-Politiker schießen sich fraktionsübergreifend auf den Mutterkonzern GM und die Opel-Führung ein. Das Unternehmen sagt die Jubiläumsfeier ab.

Das wird sich zeigen ... Bild: dpa

BOCHUM/DÜSSELDORF dapd/dpa | Das Opel-Management muss für das angekündigte Aus seines Bochumer Werkes scharfe Kritik vonseiten der nordrhein-westfälischen Politik einstecken. Im Düsseldorfer Landtag schossen sich am Donnerstag alle Fraktionen auf die Opel-Führung und den amerikanischen Mutterkonzern General Motors (GM) ein. Der Vorwurf: Die Manager hätten auf das Ende des Ruhrgebietsstandortes gezielt hingearbeitet.

Wirtschaftsminister Garrelt Duin machte seinem Ärger über die neusten Entwicklungen Luft. Mitten in die Gespräche über eine langfristige Perspektive für den Bochumer Standort habe die Konzernführung Anfang der Woche das Aus für die Autoproduktion verkündet. „Das ist kein guter Stil, wenn man sich in Verhandlungen über eine Gesamtkonzeption befindet“, sagte der SPD-Politiker.

GM dürfe sich nun nicht aus der Verantwortung stehlen. Betriebsbedingte Kündigungen dürfe es nicht geben und die angekündigte Komponentenfertigung müsse eine hochwertige Produktion umfassen. Anstatt des Staates sei der Konzern in der Pflicht, finanzielle Mittel für Bochum bereitzustellen, sagte Duin.

Der aus Bochum stammende SPD-Abgeordnete Thomas Eiskirch warf der Unternehmensführung eine Reihe von Managementfehlern vor. Dazu zählten die Abschottung von wichtigen Absatzmärkten und die ständigen Personalwechsel an der Firmenspitze. „So plant man keine Zukunft, so plant man das Ende eines Unternehmens“, sagte Eiskirch. SPD-Fraktionschef Norbert Römer fasste die Kritik zusammen: „Wir lassen uns von diesem amerikanischen Unternehmen nicht auf der Nase herumtanzen.“

Der FDP-Wirtschaftsexperte Dietmar Brockes warf dem US-Konzern GM eine „Angststrategie“ vor, die Opel erheblich geschadet habe. Die Automarke sei aus dem Premiumsegment herausgenommen worden und hätte nicht auf dem boomenden asiatischen Markt auftreten dürfen. Dass derzeit keine Staatshilfen gefordert würden, sei zudem richtig. „Sie kosten nur Geld und bringen keine Lösungen, sondern Probleme“, sagte Brockes. Allerdings müsse sich die Landesregierung engagierter in den Fall einbringen.

„Gegen alle marktwirtschaftliche Logik“

Die CDU warf der Regierung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) vor, von den neusten Entwicklungen überrascht worden zu sein. „Da haben sie doch irgendetwas nicht mitgekriegt“, sagte Parteichef Armin Laschet. Vor allem Wirtschaftsminister Duin hätte sich stärker um Bochum kümmern müssen. Trotzdem verwies auch Laschet auf die Arbeit der Konzernführung, die „gegen alle marktwirtschaftliche Logik“ agiert habe. Regierungschefin Kraft wies die an ihr Kabinett gerichtete Kritik zurück.

Der Opel-Betriebsrat ist empört über die Absage der für Samstag geplanten Feier im Werk Bochum. In der Entscheidung, das Jubiläumsfest zu 50 Jahre Opel Bochum ausfallen zu lassen, zeige sich die „absolute Hilflosigkeit der Opel-Führung“, sagte Betriebsratschef Rainer Einenkel am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. „Das ist armselig.“

Aus Sicherheitsbedenken hat die Werksleitung nun das für Samstag geplante Familienfest abgesagt. „Das wäre nicht mehr kalkulierbar gewesen“, sagte Opel-Sprecher Alexander Bazio am Donnerstag. Das Jubel-Fest hätte durch mögliche Proteste und Demonstrationen einen anderen Charakter bekommen.

Die Angst der Konzernleitung

Sicherheitsbedenken seien lediglich ein Vorwand, kritisierte Einenkel. Er unterstellte der Konzernleitung, sie habe Angst davor, dass bei dem Fest auf dem Werksgelände tausende Besucher ein Zeichen der Solidarität setzen würden. Die Konzernleitung hatte schon im Oktober eine Jubiläums-Feier gestoppt.

Die rund 3.000 Mitarbeiter von Opel in Bochum wurden am Montag darüber informiert, dass nach 2016 keine Autos mehr an dem Ruhrgebietsstandort gebaut werden. Wie es mit dem Werk und den Arbeitsplätzen weitergeht, ist noch unklar.

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2 Kommentare

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  • RR
    Reinhard Richter

    Ach, Politiker wissen wieder ganz genau, wie man eine Firma führt. Woher wissen sie das denn? Aus eigener Erfahrung? Woher soll die kommen, wenn man es sich kuschelig als Kostgänger der Steuerzahler eingerichtet hat?

     

    Und wie immer wenn Linke ein Thema aufgreifen, dann verfälschen sie rotzfrech die Wahrheit.

    Momentan wird so getan, als ob Bochum zum Jahresende schließt. Tatsächlich sind es bis dahin über drei Jahre!

    D.h. auch, die Leute haben drei Jahre Zeit (sprich über 1.000 Tage!), sich eine neue Stelle zu suchen.

    Nachdem GM mit seiner angeblich deutschen Tochter (wenn es paßt, dann sind die Linken auch noch Nationalisten!)doch schon seit Jahren kurz vor dem Aus ist, muß die Frage schon gestattet sein, auf was die Arbeiter dort eigentlich noch warten? Hoffentlich nicht auf Politiker die ihnen kraftmeierisch Dinge versprechen, die sie nie und nimmer einhalten können.

    Opel-Mitarbeiter verlaß euch nicht auf die Gewerkschaft und die Politik, sondern nehmt das Schiksal endlich in die eigene Hand. Treue zur Firma ist nicht mehr!

  • M
    menschenfreund

    Ach du liebe Zeit! Was GM mit Opel macht, ist Stoff des ersten Semesters für Studierende, die sich mit Management befassen wollen.

    Man nehme eine Abteilung, ein Werk oder eine Firma, enge sie möglichst komplett in ihren technischen Möglichkeiten und im Vertrieb* ein und warte "ein wenig". Schon bald hat man genügend "gute Gründe" Verlustbringer abzuservieren. Bei GM nimmt man da noch gern staatlichen Hilfen mit - kostet nix und bringt Geld...

    (Opel-Vertrieb nur in Europa, Daihatsu, Herstellung von Opel-Fahrzeugen bei außereuropäischen GM-Tochterunternehmen wie GM Korea[3] (vormals GM Daewoo) oder von Auftragsherstellern (SOVAB/Renault und Magyar Suzuki Zrt.)