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Magere Erhöhung der Hartz-IV-SätzeCorona kickt noch mehr

Kommentar von Christina Gutsmiedl

Der Bundestag will am Donnerstag eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze beschließen. Mit 14 Euro fällt sie in Coronazeiten aber zu mager aus.

Hartz IV – immer noch zu wenig Geld, um entspannt über die Runden kommen zu können Foto: imagebroker/imago

W enn heute im Bundestag die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze beschlossen wird, dürfte sich das für viele Menschen wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Im kommenden Jahr bekommt ein:e alleinstehende:r Erwachsene:r dann allerdings 14 Euro mehr statt der anfänglich ins Auge gefassten 7 Euro. Diese Nachjustierung wirkt auf den ersten Blick wie eine Verbesserung. Auf den zweiten Blick jedoch eher wie blanker Hohn.

Nicht nur, dass 446 Euro immer noch erschreckend wenig Geld ist, um entspannt über die Runden kommen zu können. Corona kickt für Hartz-IV-Empfänger:innen momentan zusätzlich: Die Folgen der Krise wirken sich besonders auf die ärmsten Menschen in der Gesellschaft aus. Sie haben am meisten mit der Pandemie zu kämpfen.

Zu Hause sein bedeutet für viele Menschen, die Hartz IV beziehen, oft alles andere als Entspannung. Beengte Wohnverhältnisse bedeuten eine zusätzliche Belastung. Besonders für Familien, in denen sich mehrere Kinder ein Zimmer teilen müssen, ist es schwierig, sich aus dem Weg zu gehen. Lockdown light und Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen machen es nicht besser. Sie verschärfen die ohnehin schon angespannte Situation.

Bereits im vergangenen Jahr ist das Armutsrisiko stark angestiegen. 16 Prozent der Deutschen sind akut davon bedroht. Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Inwiefern sich die Coronakrise darauf auswirkt, ist noch unklar.

Die Situation hat sich für arme Menschen überhaupt nicht verbessert – ganz im Gegenteil. Die Zahl der Menschen in Kurzarbeit ist gestiegen, die Zahl der Arbeitslosen auch. Und ein Ende dieser Entwicklung ist erst einmal nicht in Sicht.

Die Pandemie zwingt die Bundesregierung dazu, milliardenschwere Hilfspakete zu schnüren. Die sollen schnell und unbürokratisch greifen. Geholfen wird Unternehmen, die Umsatzeinbrüche verzeichnen, und Menschen, die ihren Beruf nicht ausüben können. Das ist auch richtig. Doch bei der Hartz-IV-Erhöhung um 14 Euro bleibt: ein fader Beigeschmack.

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2 Kommentare

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  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    "Bereits im vergangenen Jahr ist das Armutsrisiko stark angestiegen. 16 Prozent der Deutschen sind akut davon bedroht."

    Und wieviel Prozent leben wirklich in Armut und sind nicht nur bedroht?

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Das interessiert wohl nicht. Wenn mal einmal in der Armut ist, bleibt man dort in D sehr wahrscheinlich leider auch. Interessanter scheinen die, die demnächst mit Armut "infiziert" werden könnten und in die Armutsgruppe, die immer größer wird, abrutschen könnten.