Magdalena Neuner nimmt endgültig Abschied: Endlich nicht mehr das Sportlergesicht
Mit einem Spaßrennen auf Schalke verabschiedet sich Magdalena Neuner am Samstag endgültig vom Leistungssport. Sie genießt jetzt schon das Freisein.
GELSENKIRCHEN taz | Ab und zu war die Vergangenheit Magdalena Neuner in den letzten Wochen dann doch wieder auf den Fersen. Vor allem wenn sie sich die Skier unter die Füße schnallte, um sich für ihr Abschiedsrennen auf Schalke zu präparieren. „Beim Langlauf hab ich mir schon mal gedacht, ob ich nicht mal einen Sprint einlegen soll“, erzählte die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver am Freitag.
Erscheint ihr die Biathlon-Karriere doch einerseits längst wie eine ferne Fata Morgana – andererseits will die 25-Jährige bei ihrem allerletzten Servus eine ordentliche Figur abgeben.
Für die Skijäger-Gaudi am Samstag haben ihr die Veranstalter in Gelsenkirchen deshalb einen Sonderplatz zwischen den beiden Durchgängen des Hauptrennens freigeschaufelt. „Ich bin im Zwischenprogramm“, beschreibt Neuner kokett jenen Wettkampf in der Arena auf Schalke, der ausschließlich den Frauen aus der Biathlonzunft vorbehalten ist, mit denen sie sich in ihrer aktiven Zeit besonders gut verstanden hat – und mit denen sie sich nur spaßeshalber noch einmal messen will.
Der Druck ist weh
„Bei meiner aktuellen Fitness und Treffsicherheit darf man nicht allzu viel von mir erwarten“, warnt Neuner, sagt aber auch: „Ich werde trotzdem kämpfen. Das liegt mir einfach im Blut, die Mädels sollen sich also warm anziehen.“
Ein kleiner Scherz, denn in erster Linie ist die Oberbayerin heilfroh, dass sie den Leistungssportzirkus bereits in jungen Jahren – und mit reichlich Medaillen dekoriert – hinter sich gelassen hat.
„Wenn ich nicht so erfolgreich gewesen wäre, würde ich jetzt noch weitermachen“, betonte sie am Tag vor ihrem finalen Auftritt und sprach von den vielen Einladungen, Auftritten und Foto-Shootings, die sie seit ihrem letzten Weltcuprennen im März hingelegt hat.
Die Privatperson
Im Grunde unterscheidet sich dieses Programm nicht von dem, das sie auch als berühmte Biathletin zwischen den Wintern immer schon absolviert hat. Aber eines ist anders: „Vorher hatte das eine andere Qualität. Damals hatte ich nicht den Kopf und die Nerven dafür, jetzt dagegen habe ich allein von der Masse an Terminen her mehr gemacht“, sagt die zwölfmalige Weltmeisterin und schmunzelt: „Ich bin froh, dass ich nicht arbeitslos bin und die Leute sich noch für mich interessieren.“ Und zwar vor diesem Hintergrund: „Ich bin jetzt nicht mehr das Sportlergesicht.“
Sondern die Privatperson Magdalena Neuner, die ihr früheres Leben mit großer Überzeugung in die Rumpelkammer befördert hat. Nach ihrem finalen Weltcupauftritt im sibirischen Khanty-Mansiysk hat sie nicht einmal mehr ihr Gewehr in die Hand genommen, kein einziges Mal bei ihrer alten Trainingsgruppe in Kaltenbrunn vorbeigeschaut.
„Ich kenne dort jeden Grashalm, jeden Stein. Und ich habe einfach nicht das Bedürfnis gehabt, dort hinzufahren. Ganz im Gegenteil: Ich habe immer einen Grund gesucht, nicht hinzugehen“, berichtet sie.
Nicht mehr verplant
Nichts mehr planen zu müssen, alles auf sich zukommen lassen zu können – diesen Luxus genießt Neuner mehr als alles andere. „Als Sportler weiß man immer ganz genau, was man in den nächsten Wochen und Monaten macht. Jetzt dagegen ist jeder Tag anders – und das ist total schön“, sagt sie.
Und dann darf sich Magdalena Neuner noch eine Frage wünschen, die sie nie wieder gestellt bekommen will. Lange überlegen muss sie da nicht.
„Die nach Uli Hoeneß“, antwortet Neuner wie aus der Pistole geschossen. Dabei hätte der Bayern-Präsident Deutschlands beliebtestes Wintersportgesicht doch so gerne in der Marketingabteilung der Münchner gesehen.
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