Märzrevolution in Berlin: „Ein Tag des Sieges der Demokratie“
Die Initiative „Aktion 18. März“ will den Tag zum nationalen Gedenktag erklären lassen. Warum, erklärt Gründer Volker Schröder.
taz: Herr Schröder, Sie wollen den 18. März zum Gedenktag erklären lassen, um an die Märzrevolution zu erinnern. Warum?
Volker Schröder: Die Einrichtung eines Gedenktags ist nicht die Hauptsorge der Menschheit, das ist mir auch klar. Ich bin aber der Meinung, dass Symbole ihren Wert haben. Und ein Mensch ohne Geschichte, das ist wie ein Baum ohne Wurzeln.
Inwiefern?
Dass viele Menschen sich scheuen, Schwarz-Rot-Gold zu zeigen finde ich schlimm. Das liegt auch daran, dass die AfD sich gerne mit der Flagge schmückt. Dabei hatten die Farben ihren Ursprung in der Revolution. Wir müssen in die Zukunft schauen und die Vergangenheit aufrecht verarbeiten, anstatt uns mit nationaler Selbstverleugnung aus der Affäre zu ziehen. Es gibt diese positiven Identifikationsmerkmale in der Geschichte. Und dazu zählt für mich die Märzrevolution. Der 18. März, das ist ein Tag des Sieges der Demokratie. Das strömt für mich einen Geist aus, auf den man sich mit Leidenschaft berufen kann.
Volker Schröder, Jahrgang 1942, hat 1978 die Bürgerinitiative „Aktion 18. März“ gestartet, die in Erinnerung an die Märzrevolution 1848 den 18. März zum nationalen Gedenktag erklären lassen will.
Wie tritt Ihre Initiative „Aktion 18. März“ am anstehenden Berliner Wochenende der Demokratie auf?
Jedes Jahr am 18. März finden am Brandenburger Tor und auf dem Friedhof der Märzgefallenen Gedenkveranstaltungen statt. Am Brandenburger Tor erstmals 1998, zum 150. Jubiläum der Märzrevolution. Damals hatte die Initiative vorgeschlagen, den Platz vor dem Brandenburger Tor in Platz des 18. März 1848 umzubenennen. Geklappt hat die amtliche Umbenennung im Jahr 2000, allerdings nur mit dem Vorschlag, die Jahreszahl wegzulassen. Der Paul-Singer-Verein hat inzwischen den Friedhof der Märzgefallenen übernommen und zur Gedenkstätte hergerichtet. Hier finden bereits seit 1987 Gedenkveranstaltungen am 18. März statt.
Wie sorgen Sie mit Ihrer Initiative „Aktion 18. März“ auch abseits des Jubiläums für Aufmerksamkeit?
Am Nationalfeiertag, dem 3. Oktober, verteilen wir Flugblätter. Der 3. Oktober erinnert nur an einen Verwaltungsakt, bei dem die Einheit mit einer Unterschrift vollzogen wurde. Der 18. März aber hat eine Symbolkraft, die darüber hinaus geht. Deshalb rufen wir am 3. Oktober dazu auf, auch an den 18. März zu denken. Wir bringen außerdem jährlich unsere Zeitung „Aufruf“ heraus. Und auf dem Friedhof der Märzgefallenen veranstaltet der Paul-Singer-Verein das ganze Jahr über Führungen.
Was müsste passieren, dass der 18. März als Gedenktag durchgesetzt wird?
Gedenktage sind keine Feiertage. Aber es sind Tage, an denen an historische Ereignisse erinnert wird, wie etwa beim Holocaust-Gedenktag. Um das zu realisieren, müsste es im Bundestag beschlossen werden. Der Bundespräsident kann aber auch qua Amt den Gedenktag einrichten. Frank-Walter Steinmeier hat 2019 dazu aufgefordert, sich für den 18. März als Gedenktag einzusetzen. Es ist aber nichts passiert und ich sage immer: Steinmeier hat Angst vor seiner eigenen Courage bekommen.
Was spricht gegen einen Gedenktag?
Oft kommt als Argument, dass viele Menschen die Geschichte des 18. März nicht kennen. Das finde ich einen Skandal. Im Geschichtsunterricht lernt man viel über die NS-Zeit, über die Geschichte vor 1933 wissen die Menschen aber oft weniger Bescheid. Aber mit einem Gedenktag macht man die Geschichte bekannt. Meine Hoffnung ist, dass das Thema durch den 175. Jahrestag mehr Aufmerksamkeit bekommt.
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