Machtwechsel in Burkina Faso: Militärs einigen sich auf Nachfolger

Nach dem Sturz des Präsidenten Compaoré macht sich der Gardeoffizier Isaac Zida selbst zum Staatsoberhaupt. Der Armeechef lässt den Kontrahenten gewähren.

Neuer Präsident: Isaac Zida (Mitte). Bild: reuters

OUAGADOUGOU dpa | Nach dem Rücktritt des Langzeit-Präsidenten von Burkina Faso, Blaise Compaoré, hat sich die Militärführung des Landes auf einen Nachfolger für eine Übergangszeit geeinigt. Damit wurde ein Machtkampf in der Hauptstadt Ouagadougou vorerst abgewendet. Neuer starker Mann im dem verarmten westafrikanischen Binnenstaat ist der bisherige Vize-Kommandeur der Präsidialgarde, Isaac Zida. Compaoré war nach Massenprotesten zurückgetreten. Er verließ am Samstag sein Land und flog mit einem Hubschrauber in die benachbarte Elfenbeinküste.

Nach einem Treffen mit Zida sagte Armeechef Honoré Traoré dem in der Bevölkerung bis dahin wenig bekannten Oberst seine Unterstützung zu. Traoré hatte zunächst selbst Anspruch auf die Staatsführung erhoben. Allerdings gab es in den Reihen der Opposition starken Widerstand gegen ihn, da Traoré als Gefolgsmann der alten Staatsführung gilt.

Der bisherige Präsident Compaoré hatte sich am Freitag den massiven Protesten gegen seine geplante Amtszeitverlängerung beugen müssen. Compaoré war vor fast 30 Jahren mit einem Putsch in der früheren französischen Kolonie Obervolta an die Macht gelangt.

Der erklärte Nachfolger Zida verkündete am Samstag im Radiosender Omega FM, er habe die Verfassung des Landes außer Kraft gesetzt. Zudem versprach der Offizier Wahlen innerhalb von drei Monaten. Armeechef Traoré hatte Zidas Ankündigungen zunächst als unwirksam bezeichnet und war erst nach dem Treffen mit Zida zum Verzicht auf eigene Ansprüche bereit.

Proteste gegen Compaoré

Nach den Ausschreitungen und Massenprotesten gegen Compaoré blieb die Lage in Ouagadougou in der Nacht zum Samstag ruhig. Die Opposition hatte ihre Proteste gegen Compaoré in Anlehnung an den Arabischen Frühling hoffnungsvoll als „Schwarzen Frühling“gefeiert. Die USA und die Europäische Union äußerten dagegen die Sorge vor einem gefährlichen Machtvakuum.

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Freitagabend in Brüssel: „Wir rufen alle Akteure und alle lokalen politischen Kräfte auf, ihre Verantwortung zu übernehmen und die Regeln der Verfassung zu beachten.“ Dies gelte vor allem für die Organisation einer Übergangsregierung und das Abhalten demokratischer Wahlen.

Von den 17 Millionen Einwohnern in Burkina Faso lebt die Hälfte weiterhin unter der absoluten Armutsschwelle. Das Land ist fast ausschließlich auf die Landwirtschaft angewiesen. Jugendarbeitslosigkeit und Analphabetismus sind weit verbreitet. Im „Human Development Index 2013“ rangiert das Binnenland weltweit auf Platz 181 von insgesamt 187 Ländern. Von dem in Statistiken ausgewiesenen Wirtschaftswachstum Burkina Fasos profitieren die wenigsten Menschen im Land.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.