Maaßen, Gras und Maß: Was wohl in den Chats steht?
Ein irrlichternder Ex-Verfassungsschützer, Maggie-Würfel mit Patchuliöl und andere gesundheitsgefährdende Substanzen.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Urlaubsende.
Und was wird besser in dieser?
Restbräune.
Auf dem Weg nach Australien hatte der Regierungsflieger von Außenministerin Annalena Baerbock eine Panne. Sollte man in Zukunft alles via Zoom besprechen, wenn man sonst hinfliegen müsste?
Baerbocks Fehleinschätzung, als Außenministerin „mehr Linie zu fliegen“, hat das Zeug, als einer ihrer kleinsten Irrtümer in die Geschichte einzugehen. Beziehungsweise eben nicht.
Maaßen kennt jemanden, der jemanden kennt. Das kann vorkommen. Der Mittelsmann jedoch zwischen dem Ex-Verfassungshüter und Cordhosenterrorist Prinz Reuss ist selbst schon eine entzückend irrlichternde Figur: Markus Krall war Goldhändler, Untergangsprediger und arbeitete für McKinsey, Berger, BostonCon. Er möchte die Parteiendemokratie abschaffen, weil erstklassige Leute nur in der Wirtschaft arbeiten. Scheint eher so der ehrliche Typ zu sein. Jedenfalls, und hier endet der Welpenschutz für HGM, wünscht man einander in Chats: „Wir müssen weiterkämpfen“. Maaßen muss seinem Umfeld immer wieder erklären, warum er noch in der Lappentruppe CDU ist und was in seinen Chats mit Patzer-Prinz Merz steht. Auch nicht leicht.
Das Bundeskabinett hat eine teilweise Legalisierung von Cannabis beschlossen. Jedoch sind die Regeln recht streng und unübersichtlich. Welcher Kiffer soll da durchsteigen?
Geübte User kennen das: Wenn man am nächsten Morgen ernüchtert entziffert, was man im bedröhnten Schädel am Vorabend so hingekritzelt hat. Erschütternd. Als die Ampel eine Freigabe versprach, wusste sie – oder hätte wissen müssen – dass Handel und Anbau von Cannabis gegen EU-Recht verstoßen. Deshalb liefert sie nun sehr viel weniger als das und verkauft es als europäisches Pilotprojekt. Besser bin ich nicht reingelegt worden, seit ich für 50 Mark einen Maggie-Würfel mit Patchuliöl gekauft habe in Amsterdam. 1978. Blöd nur: Damals hätte ich die Freigabe gut gefunden; ein halbes Dutzend Psychosen im Bekanntenkreis später finde ich Vorsicht richtig.
Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner hat das Gendern mit Sonderzeichen in Schulen verboten. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft aber will, dass Schulen selbst übers Gendern entscheiden. Zettelt Feußner einen Kulturkampf an?
Gender-Pay-Gap, Wohnungsnot, Unterrepräsentanz, dann unterwegs auch ein paar Punkte, das Leben von Männern zu verbessern, dann der komplette Bildungsnotstand in zum Beispiel Sachsen-Anhalt, und auf Platz 127 der To-do-Liste das Riesenproblem Gendersprache. Wenn Feußner mit den 126 Themen durch ist, freuen wir uns auf ihre Vorschläge. Diese Sprachdebatte wird sicherlich auch von einigen geführt, denen die ganze gleichmacherische Richtung nicht passt. Und auf der anderen Seite von einigen, die sich lieber in Gerechtsprech verbeißen, als das große Ganze zu verbessern. Ein düsteres Bündnis zwischen Fundis, die sich aneinander profilieren. Es drückt wichtigere Themen an den Rand. Schmeißt eure Vorschläg_*Innen in den reißenden Fluss der Sprache und schaut in 100 Jahren nach den rundgeschliffenen Flusskieseln.
Und noch ein Schlag: Der langjährige Fraktionschef Dietmar Bartsch zieht sich zurück. Wie viel Linkspartei ist eigentlich noch übrig?
Jetzt muss man schon hoffen, dass eine Wagenknecht-Partei der AfD so viel Stimmen abjagt, dass zwischen beiden die Linke wieder als glaubwürdige Alternative erstrahlt. Dialektik, du kannst mich bald mal. Das immerhin haben sie geschafft.
Der Süßstoff Aspartam soll laut WHO-Studie „möglicherweise krebserregend“ sein – aber erst bei sehr hoher Dosierung. Zucker und Salz hingegen sind im Vergleich viel ungesünder. Was kann man überhaupt noch essen?
Bevor ich Krebs davon bekomme, bin ich schon dreimal an Durchfall gestorben. Hoch lebe meine Darmflora. So oft Zucker oder Süßstoff an den Buzzer dengeln, lösen sie Appetit aus, mästen also über’s gesunde Maß hinaus. Dahinter wird’s dann richtig lustig. Wir sind mit dem Belohnungszentrum des Neandertalers ausgestattet, der Zucker und Salz nur in Spuren fand. Wobei ich es eine reizvolle soziale und architektonische Aufgabe fände, in unseren Innenstädten Belohnungszentren zu bauen. Anderes Thema.
Und was machen die Borussen?
Das Banner „Gemeinsam gegen Homophobie“ wurde vor dem Spiel auf der Nordtribüne aufgehängt, von Unbekannten eingepackt, wieder aufgehängt und dann von BVB-Ordnern abgeräumt. Die Linie scheint klar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag