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Luftfilter und offene SchulenVon wegen Priorität

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Es ist richtig, die Schulen diesmal offen zu halten. Aber warum gelingt es nicht, Schulen so sicher wie möglich zu machen?

Luftfiltergerät in einem Klassenzimmer in Bayern Foto: Armin Weigel/dpa

D ie Coronapandemie geht in den zweiten Winter. Für Millio­nen Schü­le­r:in­nen im Land heißt das: Sie müssen sich erneut auf zugig-kalte Schultage einstellen. Zu verdanken haben sie das den Bildungsminister:innen: Trotz Rekord-Inzidenzen bei Schulkindern wollen diese die Klassen nur im Notfall halbieren oder ins Homeschooling schicken. Damit der Unterricht für alle trotzdem sicher ist, muss regelmäßig Frischluft her – am besten alle 20 Minuten.

Um nicht missverstanden zu werden: Die Schulen dieses Mal wirklich offen zu halten ist die richtige Entscheidung. Damit aber darf die oft reklamierte Priorität, die Schule angeblich in der Politik genießt, nicht enden. Seit Monaten behaupten die Ministerien, die Schulen so sicher wie möglich zu machen. Das stimmt aber nur teilweise. Wenn Schü­le­r:in­nen in Thüringen bis vor Kurzem von einer Testpflicht ausgenommen waren oder Grund­schü­le­r:in­nen in NRW freiwillig Maske am Platz tragen, weil sie es besser wissen als die Schulministerin, kann man schwerlich von maximalem Schutz reden.

Nirgends werden die Sonntagsreden besser entlarvt als bei den Luftfiltern. Es ist wissenschaftlich belegt, dass mobile Luftfilter das Infektionsrisiko in vollen Klassenräumen mindern können. Das scheint die meisten Landesregierungen aber nicht groß zu interessieren. Im Gegenteil: Sie verkriechen sich hinter dem Umweltbundesamt, das Luftfilter nur in schlecht belüftbaren Räumen empfiehlt, und treten die Verantwortung an die Kommunen ab. Sollen die doch machen, wenn sie meinen. Mit Fragen, welche Geräte überhaupt geeignet sind oder wer diese langfristig wartet, müssen sich die Schulträger nun alleine herumschlagen.

Auch der Bund, der sich gern als der vernünftigste Bildungsakteur geriert, hält eine flächendeckende Ausstattung für unnötig. Nur Bremen, Hamburg, Berlin und Bayern statten alle Klassenräume mit Luftfiltern aus. Ob der Unterricht an Schulen wirklich den bestmöglichen Schutz genießt, hängt also vom Wohnort ab. Mancherorts gibt es CO2-Ampeln: Zumindest wissen dann alle, wann gelüftet werden muss.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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3 Kommentare

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  • Die einzigePrioritaet der Bundesregierung ist Impfung.



    Dehalb werden alle anderen Massnahmen nicht oder nur mit geringer Prioritaet verfolgt.



    Das ist seit Sommer 2020 so, als man Spahn verkuendet hat, die Pandemie ist vorbei sobald es eine Impfung gibt.



    Erst wenn verstanden wurde, dass die Impfung keine Pandemie stoppt und keine Welle bricht werden andere Massnahmen verfolgt.



    Aber langsam kommt die Einsicht: www.zdf.de/nachric...8-11-2021-100.html

  • Die CO2-Ampeln sind z.T. auf die Empfehlungen aus der Zeit vor der Pandemie abgestellt, die der genügenden Sauerstoffsättgung dienen.



    Für Corona-Vermeidung ist das ein unzureichender Grenzwert. Es wird dann zu selten gelüftet, mit Ansage.

  • "Nur Bremen, Hamburg, Berlin und Bayern statten alle Klassenräume mit Luftfiltern aus."

    Kann mir jemand (vllt der Autor) erklären, warum gerade diese 4 Länder vorpreschen? Auf der einen Seite die drei SPD-geführten Stadtstaaten - auf der anderen das größte und unionsgeführte Flächenland. Mal von der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme abgesehen interessiert es mich manchmal schon wie solche entscheidungen zustande kommen. Hätte gedacht, dass sich Regierungen aus Bayern und Sachsen oder aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen untereinander absprechen und beraten würden...