Long-Covid-Erkrankte protestieren: „Wir brauchen mehr Forschung“
Mit 400 Feldbetten vor dem Reichstag machen Betroffene auf Long Covid aufmerksam. Sie fordern Unterstützung für Forschung und Versorgung.
„Wir brauchen von der Politik mehr Geld für die Forschung, für die Zulassung von Medikamenten“, sagt Ricarda Piepenhagen, 50, Gründerin von NichtGenesen und seit mehr als einem Jahr arbeitsunfähig an Post Covid erkrankt. „In der akuten Phase von Corona sind viele Millionen Euro für Maßnahmen ausgegeben worden. Und jetzt, für die Post-Covid-Erkrankten, gibt es nur 16 Millionen Euro an Fördermitteln für die Forschung. Das ist viel zu wenig“, so Piepenhagen, die vor ihrer Erkrankung als Lehrerin in Ueckermünde gearbeitet hat.
Elena Lierck ist Gründerin von NichtGenesenKids, ihre 13-jährige Tochter Kalea leidet als Folge von Covid unter dem Erschöpfungssyndrom ME/CFS und geht seit einem Jahr nicht mehr zur Schule. „Die Ärztinnen und Ärzte wissen zu wenig“, sagt Lierck, die „verpflichtende Weiterbildungen“ im Gesundheits- und Schulbereich für das Krankheitsbild fordert.
In Familien, in denen zum Beispiel ein Kind an Long Covid erkrankt, das deswegen nicht zur Schule gehen kann, schalte sich dann manchmal das Jugendamt ein, wegen angeblicher Gefährdung des Kindeswohls durch den fehlenden Schulbesuch, erzählt Lierck, „da herrscht viel Unwissenheit“.
Antrag der Union
Die Initiativen befürworten einen Antrag der Union, der im Bundestag am Donnerstagabend verhandelt werden sollte. Laut dem Antrag sollen ME/CFS-Betroffene besser unterstützt werden. Postinfektiöse Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gab es schon vor Corona, kann aber auch als Spätfolge von Covid auftreten. Im Antrag der Union ist von 300.000 ME-CFS Langzeiterkrankten als Folge von Corona die Rede.
Die Union fordert, den Aufbau von Kompetenzzentren für ME/CFS und die Entwicklung von „biomedizinischen Therapien“ stärker zu fördern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio, für die kommenden Jahre 100 Millionen Euro für eine bessere Versorgung der Long-Covid-Erkrankten einzuplanen. Ob er das Geld im Bundeshaushalt bekommt, ist offen. Für 2022 und 2023 sind 16 Millionen für Forschungsprojekte vorgesehen.
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