Lokalzeitung zensiert Demobild: Protest weggepixelt
Die Allgemeine Zeitung in Uelzen pixelt auf ihrer Titelseite das Foto eines Protestplakats, das den Verleger der Zeitung kritisiert.
Am nächsten Tag erschien ein Foto von der Demo in der lokalen Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide. Nur das Schild mit dem Namen „Ippen“ haben sie verpixelt. Denn die AZ gehört zur Ippen-Verlagsgruppe, wie übrigens auch der Hanauer Anzeiger.
Der Demonstrant, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, ist sich nun sicher: Er hat einen wunden Punkt getroffen, deshalb wandte er sich an die taz.
„Schon seit Jahren beobachte ich, wie hier der Volkszorn auf Facebook regelrecht gefüttert wird mit Artikeln, die in eine ganz bestimmte Richtung zielen“, sagt er.
Anfangs habe er noch geglaubt, das ginge von einem einzelnen Mitarbeiter vor Ort aus. Nun vermutet er eine Haltung der Ippen-Verlagsgruppe. Auf Facebook würden die sich unter den Artikeln sammelnden Hasskommentare nicht gelöscht oder ausgebremst.
Zeitung widerspricht
Und nicht nur auf Facebook betrachte er das selbstbewusste Auftreten der Rechten mit großer Sorge. Gerade erst wurde in der Nähe der Niedersachse Tony E. festgenommen, als mutmaßlicher Führungskader der rechtsextremen Terrorzelle „Gruppe S.“. Er soll Sprengstoff besorgt haben. Auch völkische Siedler und Reichsbürger sind in der Lüneburger Heide immer wieder ein Problem.
Das sieht Michael Michalzik, Redaktionsleiter bei der AZ, durchaus ähnlich. Allerdings weist er jeden Verdacht weit von sich, sein Blatt würde solchen rechten Tendenzen in irgendeiner Art und Weise in die Hände spielen.
„Wir haben uns hier immer klar gegen rechts positioniert und auch den Aufruf zur Mahnwache geteilt“, sagt Michalzik, der erst seit vier Wochen im Amt ist. Er selbst sei von Neonazis bedroht worden, als er vor Ort zu Tony E. recherchiert habe.
Dass Facebook-Diskussionen – auch auf der Seite der AZ – allerdings zunehmend aus dem Ruder liefen und sich dort eine rechte Blase gebildet habe, findet er ebenfalls problematisch. „Wir sind dabei, uns zu überlegen, ob und wie wir das in Zukunft besser moderieren und steuern können.“
Leser nicht irritieren
Zur Entscheidung, das Plakat zu verpixeln, steht er allerdings weiterhin. Dies sei keineswegs vorauseilender Gehorsam gegenüber dem eigenen Verleger gewesen, sagt Michalzik. Es sei einfach völlig unklar gewesen, was der Verfasser des Plakates damit habe sagen wollen. In jedem Fall habe das Schild vom eigentlichen Thema der Mahnwache weggeführt, sagt Michalzik.
Weil aber kein anderes Foto zur Verfügung gestanden habe, habe man sich für diese Lösung entschieden – um die Leser nicht zu irritieren. Die Möglichkeit, dass Leser auch irritiert sein könnten, wenn ihre Zeitung eine Botschaft auf einem Protestschild unkenntlich macht, kam der AZ-Redaktion offenbar nicht in den Sinn.
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