piwik no script img

Lockerung der Corona-EinschränkungenKitas sollen vor August öffnen

Bund und Länder wollen ein Konzept zur schrittweisen Kita-Öffnung ab Anfang Mai erarbeiten. Für die Einrichtungen ist das eine Herausforderung.

Es geht voran: Vielen Eltern machen die noch geschlossenen Betreuungsangebote zu schaffen Foto: dpa

Berlin taz | Eltern können vorerst aufatmen: „Es ist keine Lösung, die Kitas bis August zu schließen“, erklärte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz zu Kinderbetreung und Coronakrise. Um das Horrorszenario, das vielen Eltern derzeit vorschwebt, abzuwenden, erarbeiten Bund und Länder nun ein Konzept für die schrittweise Wiedereröffnung der Kitas ab dem 4. Mai.

Bis dahin sollen die Länder ihre Kita-Betreuung länderspezifisch regeln und erweitern. Es gelte, sowohl die Perspektive der Eltern, der Erzieher*innen und nicht zuletzt die der Kinder zu berücksichtigen, so Giffey. Die bereits bestehende „AG-Kita“ der Länder tagt diese Woche.

Viele Landesregierungen haben bereits angekündigt, die Notbetreuung auch für Kinder von Alleinerziehenden und Elternpaaren, bei denen nur ein*e Partner*in in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet, zu öffnen. In den meisten Ländern soll diese Ausweitung ab dem 27. April stattfinden. Je nach Bundesland sollen zusätzlich noch weitere Berufsgruppen Zugang zur Notbetreuung erhalten; die Berliner Kitas etwa sollen unter anderem auch für die Kinder von „betriebsnotwendigem Personal“ der öffentlichen Verkehrsmittel sowie der Ver- und Entsorgung geöffnet werden.

Ein bundeseinheitliches Vorgehen gibt es also nicht. Dies sei aber auch nicht zwingend notwendig, da die Betreuungssituation in Ländern und Kommunen verschieden sei, so ein Sprecher des Deutschen Kitaverbandes. Darüber hinaus sei es sinnvoll, bei der Gestaltung der Notbetreuung den Kitas selbst einen erheblichen Entscheidungsspielraum zuzusprechen. „Die Erzieher vor Ort kennen die Familien und können am besten entscheiden, welche Kinder sie aufnehmen können und müssen“, sagte der Sprecher.

„Die Not bei den Eltern ist groß“

Anhaltspunkt für die Organisation der erweiterten Notbetreuung seien die Anfragen der Eltern, die nun auf einen Notbetreuungsplatz hoffen, sagt Beatrice Strübing, Sprecherin des größten überregionalen freigemeinnützigen Kita-Trägers Fröbel. „In unseren Einrichtungen standen die Telefone heute keine Minute still.“ In den Berliner Einrichtungen rechne man mit einer Verdopplung der Kinder in den Notbetreuungen, so Strübing. Dann wäre man bei 12 Prozent des Normalbetriebs.

Dass ohne zeitlichen Vorlauf eine Ausweitung der Notbetreuung unmöglich ist, zeigt sich am Beispiel Niedersachsens. Dort hatte das Kultusministerium am Freitag angekündigt, die Notbetreuung bereits ab Montag ausweiten zu wollen – was prompt zu Protesten seitens des niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes führte. Die getroffenen Kriterien für die Lockerung öffneten einem Großteil der Bevölkerung die Inanspruchnahme der Notbetreuung in den Kitas. „Damit ist es ab Montag rechtlich fast unmöglich, Eltern die Nachfrage auf einen Platz in der Notbetreuung zu verwehren“, so der Städte- und Gemeindebund in einer Pressemitteilung.

Kultusminister Tonne (SPD) steuerte daraufhin nach: Die Neuregelungen sollen nicht ab Montag, sondern erst im Laufe der Woche vor Ort umgesetzt werden. „So schnell hätten wir das definitiv nicht umsetzen können“, sagt Bettina Paul-Renken, pädagogische Leiterin des evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbands Rotenburg-Verden.

„Die Not bei den Eltern ist groß. Unsere Mitarbeitenden haben jedoch auch Sorgen, die wir berücksichtigen müssen“, so Paul-Renken. Es müsse sichergestellt werden, dass die Betreuung auch ohne diejenigen Mit­ar­bei­te­r*innen stattfinden könne, die zur Risikogruppe gehören. „Sollte es jedoch irgendwann mehr Anträge als Betreuungsplätze geben, müssen wir eine Auswahl treffen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Wer die Öffnung von KiGa fordert, der muss sich im klaren sein, das es unmöglich ist dort Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Alle Eltern mit Kindern im Alter von 1 - 5 Jahren können ja Mal ausprobieren, ob es klappt ihre eigenen Kinder z.b. für 5 Stunden auf mindestens 2 Meter Abstand zu halten ....

    • @Aymen:

      Da geht aber wirklich was heftig daneben: Geschwisterkinder halten zuhause auch keinen Abstand, auch nicht von den Eltern - Familie ist eine VIIRO-Einheit, und mind. 1 der ELEterrn hat regelmäßig Außenkontakt.

      Wenn Ki zw. 3-6J in stabilen Kleinstgruppen von 5-6K+1E betreut werden, mit Abstand zur nächsten Gruppe - und wenn sie ALLE Schutzmaske tragen lernen, dann ist das virolg. Risiko äußerst begrenzt.

      Wo und Wie sowas praktisch machbar ist, erfordert lediglich sozpäd-Kreativität und den Mut der Kommunalverwaltung-



      Diskussion in der FB-Gruppe >ElernIni KINDERlebenHEUTE<



      www.facebook.com/g...s/554844922129417/

    • @Aymen:

      Mal kurz geprüft, klappt nicht. Die Abstandsregel zumindest.



      Die Hygiene der beiden Kleinen dagegen ist mutmaßlich besser als die des Durchschnitts in Deutschland.

      • @schwarzwaldtib:

        Wer Kinder für einen noch längeren Zeitraum als jetzt schon geschehen von anderen Kindern isolieren möchte, der kann selbst keine Kinder haben oder leidet an einem krassen Mangel an Empathie. Was ein Kontaktverbot bei Kindern anrichten kann, die nunmal vom Kontakt und der Interaktion mit anderen Kindern leben, das kann man sich vielleicht nicht vorstellen, wenn man seine Kinder im eigenen Garten mit Pool planschen lassen kann. Als Eltern von Einzelkindern in einer kleinen Wohnung und ohne Spielkameraden sieht die Lage aber einfach anders aus. Ich finde es erschreckend, dass die Systemrelevanz von Klamottenläden selbstverständlich anerkannt wird, während Kindergärten als Seuchenherde abgestempelt werden. Die Relevanz von sozialen Kontakten für ein Kind wird gnadenlos missachtet. Das Kind, das nichts beiträgt, nichts fürs System leistet, scheint nicht an sich relevant zu sein. Das ist erschreckend.