Linken-Politikerin Żaklin Nastić: Die Aufsteigerin

Żaklin Nastić ist die designierte Spitzenkandidatin von Hamburgs Linken für den Bundestagswahlkampf. Um den zweiten Platz bewirbt sich Deniz Çelik.

Żaklin Nastić steht am Rednerpult des Bundestags.

Angekommen in Berlin: Żaklin Nastić bei ihrer ersten Bundestagsrede im November 2017 Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

HAMBURG taz | Einer geht, eine bleibt, einer kommt. Die Hamburger Linke bestimmt kommendes Wochenende im Bürgerhaus Wilhelmsburg als erste Partei nach der AfD ihre Bun­des­tags­kan­di­da­t*in­nen. Designierte Spitzenkandidatin ist Żaklin Nastić, die 2017 in den Bundestag einzog, als es überraschend zwei Kan­di­da­t*in­nen der Hamburger Linken nach Berlin schafften.

Nastić hat eine außergewöhnliche Geschichte und eine steile Karriere hinter sich: Mit zehn Jahren kam die im polnischen Gdynia geborene Frau mit ihren Eltern, die nach eigenen Angaben polnische, deutsche, kaschubische und jüdische Wurzeln haben, als Geflüchtete nach Hamburg. Hier lebte sie mit ihrer Familie zeitweilig auf dem Flüchtlingschiff Bibby Altona im Hamburger Hafen.

Die Geschichte ihres sozialen Aufstiegs ist besonders: 2000 machte sie ihr Abitur an der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule und studierte anschließend Slawistik. 2008 trat sie der Linken bei und machte hier eine Blitzkarriere. Bereits 2011 zog sie in die Bezirksversammlung Eimsbüttel ein, 2016 wurde sie Landessprecherin ihrer Partei in Hamburg, nur ein Jahr später rückte sie in die Hamburgische Bürgerschaft nach, um dann bei der Bundestagswahl 2017 überraschend ein Mandat in Berlin zu ergattern. In der Bundestagsfraktion ist Nastić menschenrechtspolitische Sprecherin.

Seit 2018 ist die zweifache Mutter sogar Mitglied im Bundesvorstand der Linken und wurde darüber hinaus im Oktober 2020 erneut zur Landessprecherin der Linken in Hamburg gewählt. Hier zeigte sich aber, dass die umtriebige Aufsteigerin nicht bei allen Mitgliedern der über ihre Ausrichtung zerstrittenen Partei gleichermaßen beliebt ist: Auch ohne Ge­gen­kan­di­da­t*in kam Nastić nur auf 63,1 Prozent der Stimmen.

Überraschender Rückzug von Fabio de Masi

Vorgeworfen wird der 41-Jährigen parteiintern etwa eine enge Zusammenarbeit mit dem russischen, vom Kreml finanzierten Auslandssender RT DE, den nicht nur der Spiegel als „Putins Propagandasender“ bezeichnet.

Nastić löst – wenn sie denn kommenden Freitag erwartungsgemäß gewählt wird – Fabio de Masi als Spitzenkandidat ab, der – der parteiinternen Auseinandersetzungen müde – nach nur einer Legislaturperiode überraschend seinen Rückzug aus dem Bundestag erklärt hatte. In Berlin profilierte sich der Finanzexperte und Vize-Fraktionschef vor allem im Wirecard-Untersuchungsausschuss als Chefaufklärer und Gegenspieler von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Mit dessen Staatssekretär Wolfgang Schmidt hatte er sich fortwährend verbissene Twitter-Duelle über die Mitverantwortung des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters und heutigen Finanzministers für den Wirecard-Skandal und die Hamburger Warburg-Affäre geliefert.

Um den zweiten, unsichereren Hamburger Listenplatz wird sich Deniz Çelik bewerben. Wie Nastić und de Masi – Sohn eines italienischen Gewerkschafters – stammt auch Çelik aus einer Familie mit Einwanderungsgeschichte. Er kam 1978 in Barmbek als Sohn türkischer „Gastarbeiter“ auf die Welt. Seit 2015 ist der 42-Jährige Mitglied der Bürgerschaft, in der er sich im vergangenen Jahr als innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion als legitimer Nachfolger des ausgeschieden Linken-Urgesteins Christiane Schneider profilierte.

Sein Chance auf Berlin aber hängt stark vom Wahlergebnis der Linken ab. Nur aufgrund zahlreicher Überhang- und Ausgleichsmandate stellt Hamburg im Bundestag derzeit 16 Abgeordnete und zum ersten Mal auch zwei Ver­tre­te­r*in­nen der Linken. Das aber dürfte sich so eher nicht wiederholen.

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