Lesben bei der Berlinale: Kleine queere Momente
Ja, die gibt's. Kristen Stewart als Gym-Managerin, der Teddy-Award oder alte Lesben, die sich nicht aus dem Leben kanten lassen.
L etztes Jahr schwebte Kristen Stewart vergnügt auf der Party für den Teddy-Award der Berlinale die Flure der Volksbühne auf und ab. Auch dieses Jahr findet dort wieder die Afterparty zum queeren Filmpreis des Filmfestivals statt. Den lesbischen Weihnachtsfilm „The Happiest Season“ habe ich ihr ja nie so wirklich verziehen, wegen Aubrey Plaza.
Aubrey Plaza, das darf ich an dieser Stelle ruhig ein zweites Mal schreiben, meint in diesem Fall, dass Plaza in der Komödie die bei Weitem interessanteste Figur verkörperte, die der Film allerdings in einer winzigen Nebenrolle verspielte. Fairer Weise muss man sagen, dass auch Stewart in dem Film nur mitgespielt hat, und nicht, wie sie es ab und an tut, Regie geführt oder produziert hat.
Aber wie Stewart jetzt in einer Fotoserie im Rolling Stone auftaucht, komplett mit Hanteln, Jockstrap und Lederjacke im Fitnessstudio, ist so schön schwul, dass selbst mir die Augenbraue hochging. Das Fotoshooting entstand als Teil ihrer Interviews für den neuen Film „Love Lies Bleeding“ von Rose Glass, der im Januar beim Sundance Premiere feierte und nun auf der Berlinale in der „Specials“-Kategorie läuft.
Der Plot: Gym-Managerin Lou (Stewart) begehrt Bodybuilderin Jackie (gespielt von Schauspielerin und Kampfsportlerin Katy O’Brian), nur ihre kriminelle Familie kann sie nicht so ganz abschütteln.
Im Trailer zum Film rauschen die beiden zu „Small Town Boy“ von Bronski Beat im Auto durch die Nacht, am Tag rasen sie weiter hin und her, diesmal auf Verfolgungsjagd – irgendwo zwischen romantischem Thriller, lesbischem Roadtrip und Revenge-Fantasy. Vielleicht ist das ja endlich mal eine der anderen Rollen, die Stewart schon so lange einfordert.
Außerdem zur Berlinale erwartet wird Sharon Stone. Am ersten Festivalwochenende eröffnet in der Galerie Deschler in Berlin-Mitte ihre Ausstellung mit Gemälden – Stone ist zur Malerei zurückgekehrt und soll inzwischen bis zu 17 Stunden am Stück in ihrem Studio verbringen. Badass halt.
Sharon Stone spielte schon Lesben, als es noch gar keine lesbischen Rollen gab. Ihre Rolle als Fran in „If These Walls Could Talk 2“, in dem sie 2000 nicht den Eispickel schwingt, sondern Sperma auf Trockeneis bestellt, weil sie und ihre Frau ein Kind wollen – unvergessen.
Als Episodenfilm angelegt, spielen sich alle drei Zeitebenen des Films zwischen den gleichen Hauswänden ab. Den Anfang macht eine Geschichte aus dem Jahr 1961, in der Edith, gespielt von Vanessa Redgrave, ihre langjährige Partnerin Abby verliert, die plötzlich im Garten von der Leiter fällt. Deren Verwandte stehlen ihr daraufhin ihr eigenes Haus.
In Ray Yeungs „All Shall Be Well“, der als einer der diesjährigen Teddy-Kandidaten in der Sektion Panorama auf der Berlinale läuft, steht ein ähnliches Szenario im Zentrum. Angie (Patra Au), die sogar eigentlich ein gutes Verhältnis zu den Verwandten ihrer Partnerin Pat hat, droht ihre Wohnung in Hongkong zu verlieren als Pat (gespielt von Kung-Fu-Film-Legende Maggie Li Lin Lin) stirbt. Plötzlich will sie niemand mehr kennen. Wie Angie bei der Beerdigung von der Familie in die letzte Reihe gedrängt wird, ist einfach nur heartbreaking.
Aber – und hier geht der Film weiter, wo „If These Walls Could Talk 2“ noch aufhörte – eine alte Lesbe lässt sich nicht so schnell aus dem Leben rauskanten. Wir können noch ganz andere Gewichte stemmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs