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Lernen von zu HauseSofatutor für alle

Die Schulen sollen verstärkt Lernprogramme nutzen. Die BildungsministerInnen von Bund und Ländern stellen dafür 100 Millionen Euro bereit.

Bund und Länder wollen den Ausbau des digitalen Lernens nun mit 100 Millionen Euro forcieren Foto: David Youong/dpa

Berlin taz | Die zweite Woche sind die Schulen nun schon bundesweit geschlossen und beim Thema Homeschooling setzt bei vielen SchülerInnen und Eltern allmählich Ernüchterung ein. Arbeitsblätter ersetzen eben keine LehrerInnen und E-Mails kein Feedback. Bund und Länder wollen den Ausbau des digitalen Lernens nun mit 100 Millionen Euro forcieren und den Digitalpakt Schule für den Ankauf von Lernprogrammen wie bettermarks oder sofatutor öffnen. Das kündigten die Kultusministerkonferenz, KMK, und das Bundesbildungsministerium am Donnerstagnachmittag an.

In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU: „Unser oberstes Ziel muss es sein, den Unterricht weitestgehend aufrecht zu erhalten.“ Deshalb könnten nun auch Online-Matheprogramme oder digitale Deutschkurse über den Digitalpakt beantragt werden.

Karliczeks Ministerium hatte schon in der vergangenen Woche einen Brief mit einem entsprechenden Angebot an die KMK verschickt. Da es nicht nur um eine Ergänzung, sondern auch um eine Ersetzung des Präsenzunterrichts ginge, „liegt es auf der Hand, dass auch neue Inhalte entwickelt oder aus Drittquellen eingebunden werden müssen“, heißt es darin. Man biete deshalb an, auch Bildungsinhalte für einen befristeten Zeitraum zu fördern.

Nach kurzem Zögern haben die KultusministerInnen der Länder nun angenommen. Man wolle jetzt die Rahmenbedingungen für digitale Angebote an Schülerinnen und Schüler schnell und unbürokratisch verbessern, so die amtierende Präsidentin der KMK, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, SPD, in einer Pressemitteilung vom Donnerstag.

Schulen haben bisher wenig vom Digitalpakt

Mit dem Digitalpakt Schule, den Bund und Länder im Jahr 2019 schlossen, wollen sie das digitale Lernen in den Schulen mit 5,5 Milliarden Euro fördern. Das Geld ist für schnelles W-Lan, Laptops, Lernplattformen oder Smartboards vorgesehen. Kommerzielle Lernprogramme können bisher nicht davon eingekauft werden. „Wir haben uns damit auf eine sehr weitgehende Auslegung des Investitionsbegriffs geeinigt“, sagte der Generalsekretär der KMK Udo Michallik der taz.

Bisher haben die Schulen noch wenig von den Milliarden im Digitalpakt-Topf. Das zeigt ein Umfrage der taz aus der vergangenen Woche unter mehreren Bundesländern. Demnach haben die Bundesländer oft nur ein Prozent oder weniger des ihnen zustehenden Geldes ausgegeben. In Bayern etwa sind von 780 Millionen bislang gerade mal 10 Millionen Euro bewilligt worden, knapp über 1 Prozent. Ähnlich viel wie in Niedersachsen, wo gut 6 von 470 Millionen ausgegeben worden sind. Noch niedriger sind die Quoten in Nordrhein-Westfalen und Berlin.

Das liegt auch am Verfahren. Bevor die privaten und kommunalen Schulträger Geld beantragen können, müssen alle ihrer Schulen Medienkonzepte vorliegen. Doch diese sind zum Teil noch nicht einmal erarbeitet. So hat in Hessen erst die Hälfte der Schulen ein solches Konzept erarbeitet, in Nordrhein-Westfalen sollen die Schulen ihre Hausaufgaben bis Ende des Jahres erledigt haben.

Ob Anträge angesichts der Krise nun leichter gestellt werden können? Das wird man sehen. Die Details der nun geschlossenen Vereinbarung müssten noch geklärt werden, so KMK-Generalsekretär Michallik.

Grundlage für den Digitalpakt ist der Grundgesetzartikel 104c, wonach der Bund den Ländern Finanzhilfen für gesamtstaatlich bedeutsame Investitionen gewähren kann sowie besondere, mit diesen unmittelbar verbundene, befristete Ausgaben zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der kommunalen Bildungsinfrastruktur.

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