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Lektionen der WocheScheindebatten und Sexismus

Die FDP scheut Wettbewerb, in Meseberg wird lange getrunken und Bayern strahlt. 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben.

Gegrillt, getrunken, geredet und Feierabend Foto: Kay Nietfeld/dpa

1 Die FDP liebt Leistung

Medaillenlos blieben die ­deutschen LeichtathletInnen bei der WM in Budapest. FDP-Politiker ­Konstantin Kuhle twitterte deshalb: „Die Abschaffung der Leistungsmessung bei den Bundesjugendspielen ist falsch.“ FDP-Chef Lindner sprang ihm bei: „Wir sollten am Leistungsprinzip festhalten.“ Dabei ändert sich wenig: Künftig soll in Grundschulen ein Wettbewerb, kein Wettkampf stattfinden, also Leistungen nicht mehr zentimetergenau, sondern in Zonen gemessen werden. Urkunden gibt’s weiter. Für Lindner und Kuhle gibt’s in der Disziplin Scheindebatte eine Ehrenurkunde.

2 Die Ampel trinkt lange

Teilgenommen hat Lindner an der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg. Nach Monaten des Streits wollte die Ampel die berühmte Einigkeit demonstrieren. Neben Inhalten – beschlossen wurden etwa die elektronische Patientenakte, Steuererleichterungen für die Wirtschaft und das Bürokratieentlastungsgesetz – geht’s bei solchen Klausuren ja stets auch um die Atmo: Es wurde gegrillt und getrunken, ein harter Kern soll gar bis zwei Uhr nachts gesessen haben. Wer dafür eine Teilnahmeurkunde mitnehmen durfte, ist nicht bekannt.

3 Kämpfen lohnt sich

Eine Ungerechtigkeit, die die Ampel in Meseberg nicht anging: die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Ein bekannter Fall wurde nun juristisch beendet. Die Journalistin Birte Meier kämpfte seit acht Jahren vor Gericht um finanzielle Entschädigung, weil ihr früherer Arbeitgeber, das ZDF, ihr jahrelang weniger zahlte als männlichen Kollegen. Jetzt hat das ZDF ihr eine nicht genannte Summe überwiesen.

4 Fokus ist alles

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Sexismus im Job zeigt sich nicht nur in Form von ungleicher Bezahlung, sondern auch durch sexuelle Belästigung. Beim Bundeskriminalamt etwa erklärten letztens 21 Prozent der Mitarbeiterinnen, schon einmal von Kollegen sexuell belästigt worden zu sein. An der Umfrage nahmen mehr als 1.800 der gut 8.000 BKA-Beschäftigten teil. Das BKA wählte für seine Pressemitteilung zur Studie einen anderen Fokus: „Werte des Grundgesetzes haben hohe Bedeutung für Mitarbeitende.“

5 Die Vergangenheit strahlt

In Bayern entfalten derzeit nicht nur 35 Jahre zurückliegende Jugenderlebnisse von Hubert ­Aiwanger gefährliche Strahlkraft, sondern auch ein Ereignis, das 37 Jahre her ist. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sorgt laut jährlichem Bericht des Bundesamts für Strahlenschutz noch immer dafür, dass Pilze in vielen Regionen radioaktives Cäsium-137 enthalten. Belastet sind auch Wildschweine. Derweil fordert die FDP, den Rückbau der abgeschalteten deutschen AKWs zu stoppen. (pw)

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1 Kommentar

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  • Die Ursache fuer das Caesium 137 ist nicht allein der Tschernobyl-Unfall. Lest mal den Artikel Eurer Nachbarn (von Bayern aus gesehen ;-)



    www.berliner-kurie...erseucht-li.383900

    Bei diesem Artikel literatur.thuenen....xtern/dn048320.pdf geht es zwar um die Belastung der Meere, aber da steht zB "Der Großteil der Binnenseen nähert sich aber ebenfalls dem „Kernwaffen-Fallout-Hintergrund“ an."

    Als diese Kernwaffenversuche durchgefuehrt wurden, hatte noch niemand den Fallout ausserhalb der unmittelbaren Explosionszone auf dem Radar. Vor allem Durch die Wolke von Tschernobyl sind wir da viel Weiter.